BioBio-BauernPlan B für Auslandspraktikum

Plan B für Auslandspraktikum

Viele Schüler sind nun kurzfristig auf der Suche nach einem Praktikumsbetrieb in Österreich.
Quelle: agrarfoto.com

Eigentlich wollte Silvia Mairböck diesen Sommer in Schweden verbringen. Gemeinsam mit einer Freundin vereinbarte die Schülerin der HBLA Elmberg ein Praktikum auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im hohen Norden. 14 Wochen voller neuer Erfahrungen hätten auf die beiden Schülerinnen gewartet. Daraus wird nun nichts. „Vor ein paar Wochen teilte uns die Schule mit, dass wir nun doch einen Praktikumsbetrieb in Österreich suchen sollten“, erzählt Silvia Mairböck. Die Reisebeschränkungen infolge der Corona- Pandemie machen ein Auslandspraktikum in diesem Jahr so gut wie unmöglich. „Natürlich waren wir sehr enttäuscht, wir hatten uns wirklich darauf gefreut“, sagt Silvia heute und hofft auf nächsten Sommer: „Nach dem vierten Jahrgang wollen wir unser Auslandpraktikum nachholen.“

Silvia Mairböcks Auslandspraktikum in Schweden ist der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen.
Quelle: privat

Betriebe gesucht

„So wie Silvia geht es rund 50 Schülerinnen an unserer Schule“, erzählt Adelheid Arzt. Die Oberösterreicherin unterrichtet an der HBLA Elmberg und ist gemeinsam mit ihrer Kollegin Rosemarie Martetschläger für die Schüler Ansprechpartnerin in Sachen Praktikum. „Etliche haben bereits einen Ersatz gefunden, aber viele Schüler sind noch auf der Suche nach einem Betrieb für das 14-wöchige Praktikum“, gibt die Pädagogin Einblick in die Situation. Allerspätestens Mitte Juli sollten sich alle Schülerinnen und Schüler auf einem Praxisbetrieb befinden, wenn sie bis zum Schulbeginn des vierten Jahrgangs am 19. Oktober das Praktikum absolviert haben wollen. Interessierte Betriebe können sich daher jederzeit an der Schule melden. Arzt: „Wir vermitteln gerne. Ein Fremdpraktikum ist für junge Menschen ein wichtiger Schritt in der Entwicklung.“

Pädagogin Adelheid Arzt: “Ein Fremdpraktikum ist für junge Menschen ein wichtiger Schritt in der Entwicklung.”
Quelle: paul-hamm.at

Kein Auslandspraktikum

Österreichweit stehen in diesem Jahr 600 Schülerinnen und Schüler von Höheren landund forstwirtschaftlichen Schulen vor der „Großen Praxis“. Viele planten ein Auslandspraktikum und suchen nun kurzfristig Praxisbetriebe in Österreich. Weniger stark betroffen sind die ca. 1.200 Schüler, die nach dem zweiten und vierten Jahrgang ein vierwöchiges Praktikum absolvieren werden. Hier ist der Anteil der Auslandspraktikanten geringer. Das zuständige Landwirtschaftsministerium teilt auf LANDWIRT Anfrage mit, dass Auslandspraktika aufgrund der Reisewarnungen aller Voraussicht nach nicht absolviert werden können. Manche Schulen erkennen in der gegenwärtigen Situation auch eine Praxis am eigenen landwirtschaftlichen Betrieb an. Für jene, die keine Praktikumsstelle in dieser kurzen Zeit finden, biete sich laut Landwirtschaftsministerium die Vermittlungsplattform „dielebensmittelhelfer“ an. Über diese Plattform werden unter anderem Erntehelfer für Gemüse- und Obstbaubetriebe vermittelt. Als Erntehelfer zu arbeiten entspreche zwar nicht den Vorstellungen eines guten Praktikums. In dieser Ausnahmesituation würde es aber akzeptiert werden, erklärt Oberösterreichs Landesschulinspektor Johann Plakolm. Der Oberösterreichische Landtag habe die rechtliche Möglichkeit geschaffen, damit die Schulleiter der Fachschulen mehr Flexibilität bei der Anrechnung des Praktikums haben, so Plakolm. „Wenn zum Beispiel ein Teil der 16-wöchigen Fremdpraxis am elterlichen Betrieb absolviert werden muss, dann wird das wohl akzeptiert werden.“ In den meisten Fällen könne die Fremdpraxis der Fachschüler allerdings planmäßig beginnen. Der Anteil der Auslandspraktika unter den Fachschülern sei laut Plakolm gering. „Wir hatten aber einige kurzfristige Absagen von Betrieben, denen beispielsweise mit Urlaub am Bauernhof ein Betriebszweig weggebrochen ist oder die einfach keine fremde Person im Haushalt haben möchten“, so Plakolm. Hier sei man auf der Suche nach Betrieben.

Betriebs- und Haushaltsmanagement betroffen

In der Steiermark berichtet Landesschulinspektor Johannes Hütter von über 85 % Absagen in der Fachrichtung ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement, wo ca. 280 Schüler schon im Mai ihr Praktikum antreten hätten sollen. „Die betroffenen Schüler absolvieren nun Heimpraktika, liefern Tätigkeitsberichte und werden von den Schulen über E-Learning- Plattformen betreut“, erklärt Hütter. In den Fachrichtungen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Weinbau und Pferdewirtschaft startet im Juni ein verkürztes Praktikum. Absagen gebe es hier bisher keine, so Hütter. Auch in Niederösterreich konzentrieren sich die Absagen vorwiegend auf den Fachbereich Betriebs- und Haushaltsmanagement. Landesschulinspektor Karl Friwald: „Diese Absagen kommen meist von Urlaub-am-Bauernhofoder Tourismusbetrieben.“ Im Bereich Landwirtschaft gebe es kaum Probleme. Zudem hatten laut Friwald nur 25 der 600 Praktikanten aller Fachrichtungen ein Auslandspraktikum vor. Friwald: „Wenn nötig, werden wir in diesem Jahr wohl auch ein Praktikum zuhause akzeptieren. Zudem können wir auch in unseren Schulbetrieben Praktika anbieten.“

Vorarlberg statt Schweden

Noch nicht abgesagt wurden die Auslandspraktika bisher in Vorarlberg. Man warte auf Erlässe seitens des Bundes, gibt das bäuerliche Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg zu Protokoll. Der Grund: Einige Praxisbetriebe liegen im grenznahen Bereich Deutschlands und der Schweiz. Silvia Mairböck hat mittlerweile einen Praxisbetrieb gefunden. Ab Juni wird sie auf einer Alpe in Vorarlberg in einer Sennerei arbeiten. „Darauf freue ich mich nun schon sehr“, sagt sie und meint: „Das Tolle ist, dass auch meine Freundin in der Nähe einen Praxisbetrieb gefunden hat. Wir sind also trotzdem in der Nähe – halt in Vorarlberg statt Schweden.“

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