ForstMäuseschäden im Wald verhindern

Mäuseschäden im Wald verhindern

Nicht alle hierzulande vorkommenden Mäusearten sind ein Ärgernis für Waldbesitzer.
Quelle: Frank Fichtmueller/shutterstock.com

Nach dem Sturm ist vor dem Käfer! – Dieser Satz, bei dem die Worte „Sturm“ und „Käfer“ sicher auch vertauscht werden könnten, beschreibt die Arbeit vieler Waldbesitzer in den vergangenen Jahren sehr treffend. Ein Ende dieses Kreislaufs ist kaum in Sicht, denn die steigenden Temperaturen lassen zukünftig nicht nur in unseren Wäldern einen vermehrten Schadinsektenbefall erwarten. Als eine Folge dieser Entwicklung könnten auch Schädlinge begünstigt werden, die im Wald bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben, so zum Beispiel forstschädliche Mäuse. Diese finden in stark verlichteten Beständen und vergrasten Freiflächen ideale Lebensbedingungen und können beim Waldumbau oder der Wiederbestockung einer Schadfläche zu spürbaren Verlusten durch Fraßschäden führen. Warme und trockene Sommer sowie milde und niederschlagsarme Winter begünstigen die Entwicklung der kleinen Nager zusätzlich, sodass sich Waldbesitzer bei der Bewirtschaftung ihrer Bestände zunehmend Gedanken über Mäuse machen sollten. Doch vorweg eine gute Nachricht: Nicht alle hierzulande vorkommenden Mäusearten sind ein Ärgernis für Waldbesitzer. So geht beispielsweise von den geschützten Langschwanzmäusen keinerlei Gefahr aus. Anders stellt sich die Situation bei Erd-, Feld-, Rötel- und Schermaus dar. Diese Arten sind Vertreter der forstlich relevanten Kurzschwanzmäuse und können an Forstkulturen massive Schäden anrichten. Betroffen sind davon insbesondere laubholzreiche Verjüngungsflächen und Wiederaufforstungen. In beiden Fällen kann der Befall durch Mäuse zum Totalausfall der Kultur führen.

 Unterschiedliche Lebensräume

Forstschädliche Mäuse besiedeln verschiedene Habitate und zeigen unterschiedliche Fraßaktivitäten. Die Erdmaus fühlt sich in stark vergrasten Verjüngungen und feuchten Flächen mit Grasmoderauflage besonders wohl und legt im Schutz der Gräser ihre Tunnel und Nester an. Sie benagt am Stammfuß die Rinde junger Laubbäume und verletzt den Splint dabei sehr tief. Meistens wird der ganze Stamm geringelt, was zum Ausfall des Baumes, auch Totfraß genannt, führt. Im Gegensatz zur Erdmaus erstreckt sich der Lebensraum der Feldmaus auf trockene Standorte ohne Grasmoderauflage. Sie ist häufig auf feldnahen Forstkulturen oder Wiesenaufforstungen zu finden und legt ihre Bauten und Gangsysteme knapp unter der Erdoberfläche an. Die Fraßaktivität beschränkt sich auf die Rinde im unteren Stammbereich und die Wurzeln, was aber nicht zwangsläufig zum Ausfall der Pflanze führen muss. Das Habitat der Rötelmaus ist sehr vielfältig. Meist ist sie an Dickungsrändern sowie Verjüngungen mit beerentragender Strauchvegetation zu finden. Sie kann sehr gut klettern und nagt bevorzugt an Nadelbäumen die Rinde, Triebe und Knospen. Unter den Stäuchern hat sie eine Vorliebe für den Schwarzen Holunder. Die Nageschäden der Rötelmaus können meistens sehr gut ausheilen.

In diesem lichten Bestand ist der Fraßdruck durch Mäuse sehr hoch.
Quelle: Zettler

Erd-, Feld- und Rötelmäuse haben gemeinsam, dass ihre Fraßaktivitäten oberirdisch stattfinden und es in regelmäßigen Abständen zu problematischen Massenvermehrungen kommt. Charakteristisch für die Schermaus ist ihre unterirdische Lebensweise. Sie legt flach unter der Erdoberfläche laufende Gänge an und bevorzugt frische und feuchte Böden. Schäden durch die Schermaus können vor allem an Erstaufforstungen und Jungwüchsen von Laub- und Nadelbäumen auftreten. Hier benagt sie die Wurzeln junger Bäume beginnend vom Wurzelende bis hin zum Wurzelstock (Rübenfraß). Für Waldbesitzer problematisch wird die Schermaus allerdings nur außerhalb der Vegetationszeit. Auch bei der Schermaus kommen Massenvermehrungen vor.

Vergrasung verhindern

Mäuseschäden lassen sich in Waldbeständen durch die üblichen waldbaulichen Maßnahmen auf ein ertragbares Niveau reduzieren. Hauptziel bei der Verbeugung ist, die Vergrasung der Fläche zu verhindern. Bewirtschaften Sie Ihre Bestände also einfach nach den bekannten Prinzipien. Fördern Sie durch regelmäßige und frühzeitige Durchforstungen die Naturverjüngung unter Schirm und bringen Sie bei noch geschlossenem Kronendach schattenertragende Mischbaumarten in Voranbaugruppen ein. Eine flächendeckende Verjüngung mit Mischbaumartengruppen hält die Entwicklung der Konkurrenzvegetation in Schach und entzieht den Mäusen so auf natürliche Art und Weise ihren Lebensraum. Doch auch eine anfällige Wiederaufforstung nach einem flächigen Windwurf oder Borkenkäferhieb kann mit einigen Tricks für Mäuse unattraktiver gemacht werden. Durchgittern Sie die Hauptbaumarten auf Ihrer Pflanzfläche mit Pioniergehölzen wie zum Beispiel Birke, Pappel oder Erle. Die genannten Baumarten werden von Mäusen grundsätzlich seltener benagt und führen durch ihr rasches Jugendwachstum schnell zu kleinflächiger Beschattung des Bodens. Weniger Bewuchs und damit Deckungs- und Nahrungsangebot führt auch hier zu geringeren Fraßschäden. Ist ein außergewöhnlich starker Fraßdruck durch Mäuse zu erwarten, können Sie natürlich auch auf ganzer Fläche einen Vorwald aus Pionierbaumarten anpflanzen und diesen anschließend mit schattenertragenden Buchen oder Tannen unterbauen. Denken Sie bei der Wahl Ihrer Baumarten grundsätzlich an den unterschiedlichen Gefährdungsgrad durch Mäusefraß.

Diese Fraßschäden hat eine Schermaus verursacht. Sie ist für Jungwüchse, sowohl von Laub- als auch von Nadelbäumen, eine Gefahr.
Quelle: Zettler

Auch das Ausmähen Ihrer Pflanzfläche ist ein Aspekt der Mäusebekämpfung, sollte aber nur bei normaler Population durchgeführt werden. Nach einer Massenvermehrung besteht die Gefahr, dass die Fraßaktivität erst recht auf die Forstpflanzen gelenkt wird. Birken oder Holunder sollten in jedem Fall belassen werden, denn sie stellen ein alternatives Nahrungsangebot für Mäuse dar. Fördern Sie außerdem natürliche Fressfeinde und stellen Sie Greifvogelstangen auf.

Chemische Bekämpfung

Droht Ihrer Pflanz- oder Verjüngungsfläche auch nach Anwendung aller vorbeugenden Maßnahmen ein großer Ausfall durch Fraßschäden oder durchlebt die Mäusepopulation gerade eine Massenvermehrung, müssen Sie auf den Einsatz chemischer Mittel zurückgreifen. Wirbeltiere dürfen allerdings nicht ohne vernünftigen Grund getötet werden. Daher setzt die Bekämpfung einer Mäusepopulation mit Rodentiziden (chemische Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren) einige Vorbereitungen voraus. Bestimmten Sie dazu als erstes die Mäuseart, die den Schaden auf Ihrer Fläche anrichtet und führen Sie anschließend eine Gefährdungseinschätzung durch, um den Gifteinsatz zu legitimieren.
Haben Sie auf Ihrer Fläche Befall durch Erd-, Feld- oder Rötelmäuse entdeckt und finden bei einem Begang frische Nageschäden an mehr als 10 % der Bäumchen, Grastunnel oder flüchtende Mäuse ist eine Bekämpfung notwendig und in dem Fall auch sofort erlaubt. Fehlen diese klaren Hinweise, müssen Sie noch einen Schritt weitergehen und eine Prognose zum Mäusebefall durchführen. Verteilen Sie, um den Besatz zu prognostizieren, zwischen Oktober und Dezember 20 bis 25 Schlagfallen im Verband von 10 x 10 Metern oder in einer Linie im Abstand von 5 Metern auf Ihrer Fläche und kontrollieren Sie diese an zwei aufeinander folgenden Tagen. Nach der ersten Nacht müssen die Fänge entfernt und die Fallen frisch beködert werden. Waren am Ende insgesamt mehr als 10 % der Fallen mit Erd,- Feld- oder Rötelmaus belegt, ist mit erheblichen Schäden zu rechnen und eine Bekämpfung notwendig. Tragen Sie zum Schutz vor Krankheitserregern bei der Arbeit an den Schlagfallen feste Gummihandschuhe und Atemschutzmasken. Aufgeworfene Erdhaufen sind bereits im Spätsommer und Frühherbst ein deutliches Anzeichen für die Besiedlung einer Fläche mit Schermäusen. Da Schermäuse und die geschützten Maulwürfe teilweise dieselben Gänge benutzen, ist eine sorgfältige Prüfung, welches der beiden Tiere den vorhandenen Bau bewohnt, unerlässlich. Zur Unterscheidung der Bewohner und zur Rechtfertigung der Schermausbekämpfung ist die Prognose mittels der Verwühlprobe unbedingt erforderlich. Graben Sie dazu den Ausgang des Baus eine Spatenbreite auf und warten Sie ab, bis dieser wieder verwühlt, also verschlossen wird. Bewohnt eine Schermaus den Gang, ist er in der Regel bereits am nächsten Tag wieder verschlossen. Bewohnt ein Maulwurf den Gang, dauert es zum Teil mehrere Tage, bis er wieder zugegraben wird. Wurde auf Ihrer Fläche nach 24 Stunden mindestens ein Gang verwühlt, ist eine Bekämpfung bereits erlaubt.

Erstaufforstungsflächen sind besonders anfällig dafür, von Mäusen stark besiedelt zu werden.
Quelle: Zettler

Alternativen prüfen

Erst wenn Sie alle Alternativen ausgeschöpft haben, können Sie eine Schädlingsbekämpfung mit Rodentiziden im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften durchführen. In jedem Fall muss die ausführende Person im Besitz eines gültigen Sachkundenachweises sein. Ermitteln Sie genau, welche Maus wie bekämpft werden muss. Es dürfen nur Präparate eingesetzt werden, die für die jeweilige Mäuseart und das passende Bekämpfungsverfahren zugelassen sind. Warten Sie bei der Bekämpfung von Erd,- Feld- und Rötelmaus das Abwelken der Vegetation und die ersten Nachtfröste ab, denn bei sinkendem Nahrungsangebot wird der Fraßdruck verstärkt auf die ausgelegten Köder gelenkt. Während der Vegetationszeit werden Verluste durch Reproduktion und Zuwanderung sehr leicht ausgeglichen. Daher sollte eine frühe Bekämpfung nur bei Massenvermehrungen und frischen Fraßschäden  vor November stattfinden. Das flächige Ausbreiten der Köder ohne Verwendung von Köderstationen ist ein Verfahren, welches von privaten Kleinwaldbesitzern leicht durchzuführen ist. Es reduziert die Mäusepopulation sofort und bedarf nur wenig Vorbereitung. Platzieren Sie die Köder auf der befallenen Fläche entsprechend der Gebrauchsanweisung verdeckt im Lauf- und Fraßbereich der Mäuse. Der Einsatz von Fangwannen und Schlagfallen ist mit einem hohen Aufwand verbunden und hat erfahrungsgemäß nur wenig Einfluss auf die Population. Auch aufgrund der hohen Beifangrate sind diese Methoden nicht zu empfehlen.

Schermaus unterirdisch bekämpfen

Da Schermäuse während der Vegetationszeit keine Schäden an Forstpflanzen anrichten, ist eine Bekämpfung nur vom Spätherbst bis März sinnvoll. Während dieser Zeit werden die Köder direkt angenommen. Die Bekämpfung der Schermaus ist aufgrund ihrer Lebensweise nur unterirdisch, also im Gangsystem möglich. Graben Sie nach erfolgreicher Verwühlprobe den Auswurfgang mit einem Hohlspaten so weit auf, bis Sie in ca. 15 cm Tiefe einen faustgroßen, von der Schermaus angelegten Hohlraum finden. In diesen wird zuerst eine handelsübliche Köderstation gesetzt und anschließend mit einem Kontrollköder (z.B. Apfelstücke, Kartoffeln…) bestückt. Verschließen Sie die Station nach dem Einbau sorgfältig und kontrollieren Sie nach ein bis zwei Tagen, ob der Kontrollköder Nagespuren aufweist. Ersetzen Sie nun jeden angenommenen Kontrollköder durch ein Rodentizid.

Leider ist das Mäuseproblem nach einem Bekämpfungsdurchgang meistens nicht komplett vom Tisch. Regelmäßige Nachkontrollen sind daher ein fester Bestandteil der Mäusebekämpfung. Trotz der Gefahr durch die kleinen Nager sollten Sie sich allerdings nicht davon abhalten lassen, Ihren Wald in einen stabilen Mischbestand umzubauen und diesen zu erhalten.

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