Bauernsprecher Hans MeisterLebensmittel wachsen nicht im Supermarkt

Lebensmittel wachsen nicht im Supermarkt

Jetzt ist also eingetreten, was keiner je für möglich gehalten hätte. Alle Räder stehen still. Der Mensch, samt seinen technischen Möglichkeiten und dem Wissen und Können der Experten, ist zurückgeworfen auf angstvolles Abwarten und Hoffen. Ein unsichtbares, unriechbares, mit unseren normalen Sinnen nicht erfassbares Etwas hat die Herrschaft übernommen. Die Natur hat vom Bedächtigkeitsmodus auf Hochstleistungsmodus umgeschaltet und zeigt uns wozu sie im Stande ist.

Wie gut tut es da zu sehen, wie an diesen schönen Frühlingstagen die Landwirte mit ihren Traktoren und Gerätschaften durch fast ausgestorbene Dorfstraßen rollen, wie sich Äcker und Felder für kurze Zeit beleben, wenn die neue Saat ausgebracht wird. Sie zeigen, dass das Leben weitergeht, und geben auch Hoffnung auf irgendwann wieder zurückkehrende Normalität. Es hat auch etwas Beruhigendes, zu spüren, hier wird von den Bauern gesät und gedüngt und somit für die nächste Ernte vorgesorgt, damit auch im Herbst und Winter die Regale im Handel vollgeschlichtet werden können. Damit leisten die Landwirte in diesen Tagen der allgemeinen Isolation Außergewöhnliches.

Denn es sind immer noch die Bauern, die für volle Regale sorgen. Die Supermärkte stellen die Waren nur ein und bieten sie feil, aber in Supermärkten wachsen keine Kartoffeln und werden auch keine Kühe gemolken. Das wird, so scheint es, vielen erst wieder in diesen außerordentlichen Wochen bewusst.

Durch menschliche Dummheit ist es wieder passiert – die Natur wird aus ihrer Reserve gelockt. Ein für den Menschen bisher völlig harmloses Virus eines Wildtieres ist durch menschliches Fehlverhalten mutiert und auf den Menschen übergesprungen. Jetzt ist die Katastrophe da, und niemand weiß wirklich, wie wir mit ihr umgehen sollen oder wann sie zu Ende sein wird. Wir wissen nur, da müssen wir jetzt durch.

Plötzlich geht es nicht mehr darum, wer der billigste Lebensmittelanbieter ist, sondern um die beruhigende Bestätigung: Dank unseren Bauern ist genug da.

Die Regale in den Supermärkten und die Stände auf den Bauernmärkten werden täglich nachgefüllt und in den Ställen und Feldern wird gearbeitet und produziert. Die eigenständige Landwirtschaft in einem Staat und die Selbstversorgung sind in Krisenzeiten systemrelevant. Das Leistungspotenzial und das Können der heimischen Landwirte bekommt über Nacht existentielle Bedeutung für jeden Einzelnen, wenn rundherum ein Land nach dem anderen seine Schotten dicht macht.

Der täglich volle Teller ist plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr. Vor Supermärkten muss man sich anstellen. Es gibt Blockabfertigung damit nicht zu viele Leute auf einmal im Markt sind. Wie gut tut es in solchen Zeiten, bäuerliche Freunde zu haben, regionale Selbstvermarkter und Bauernmärkte zu kennen, bei denen man ohne großes Gedränge bestellen und einkaufen kann.

Die Botschaft dieser Wochen an Politik und Gesellschaft lautet: Widersteht den Versuchungen zur industriellen Landwirtschaft, hütet den Schatz überschaubarer bäuerlicher Strukturen. Es geht nicht um den billigsten Preis, sondern um die größtmögliche Versorgungssicherheit.

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hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0043 664/14 13 684, Fax: 0043 316/821636-151

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