AgrarpolitikJunge Frauen landflüchtig: So soll Abwanderung gebremst werden

Junge Frauen landflüchtig: So soll Abwanderung gebremst werden

Nicht in die Stadt, sondern am Land bleiben: Junge Frauen sollen bessere Rahmenbedingungen erhalten.
Quelle: Landpixel

Jährlich verlassen in dieser Gruppe also rund 600 Personen ihre Dörfer und Gemeinden. Aber auch in den Großraum Wien wandern beispielsweise bis zu 3.000 junge Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet ab. Für die nächsten zehn Jahre bedeutet dies, dass Zehntausende junge Frauen dem ländlichen Raum fehlen werden. Wie allerdings aus dem Adeg-Dorfleben-Report 2020 hervorgeht, schätzen fast 100 Prozent der befragten Frauen die hohe Lebensqualität am Land. Und die Corona-Krise hat das Landleben noch zusätzlich attraktiv gemacht. Was steckt hinter diesem augenscheinlichen Widerspruch?

Angepasste Rahmenbedingungen für das Landleben

Offenbar fehlt es den jungen Frauen an den passenden Rahmenbedingungen, um ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. “Hält dieser Trend an, führt das unweigerlich zu negativen ökonomischen und sozialen Entwicklungen in den ländlichen Regionen unseres Landes”, geben Maria Pein und Gabriele Lechner, Vizepräsidentinnen der LK-Steiermark bzw. Wirtschaftskammer, zu bedenken. Damit dem Land seine “Hoffnungsträgerinnen für die Zukunft” nicht weiter abhandenkommen, wolle man jetzt eine Trendumkehr einleiten, so die beiden Spitzenfunktionärinnen.

Pein und Lechner sehen vor allem die Politik in der Pflicht. “Wir können es uns nicht leisten, auf diese weiblichen Hoffnungsträgerinnen zu verzichten. Deshalb sind Bund, Land und Gemeinden gefordert, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Allen voran gilt es, gemeinsam mit den Frauen an die weiblichen Lebenswelten angepasste Rahmenbedingungen zu erarbeiten und umzusetzen.” Dies könnten beispielsweise flexible Kinderbetreuungseinrichtungen, vermehrte Unterstützung in der Pflege oder die Schaffung von frauenspezifischen Netzwerken sein.

Konkrete Maßnahmen und weitere Prioritäten

Um die Situation zu verbessern, seien von Landwirtschaftskammer und Wirtschaftskammer Networking-Meetings angedacht – für junge Frauen, speziell Bäuerinnen und Unternehmerinnen. Diese Meetings sollen vor allem dazu dienen, die gegenseitige Stärkung und Förderung sowie gemeinsame Innovationen voranzutreiben. Insbesondere verlangt Pein zur Weiterentwicklung des ländlichen Raumes den raschen Ausbau des schnellen Internets auch in schwerzugänglichen Regionen. Überdies solle der Ausbau von Tagesbetreuungseinrichtungen für Kinder und ältere Personen sowie eine verbesserte Ausbildung und Qualitätssicherung in der 24-Stunden-Pflege ehestmöglich angegangen werden.

Landesbäuerin Maier möchte den Arbeitsplatz Bauernhof für Frauen attraktivieren.
Quelle: LK-Stmk/Danner

Arbeitsplätze auf den Höfen sichern

“Eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen funktionierenden ländlichen Raum sind Arbeitsplätze in der Nähe sowie in zumutbarer Entfernung”, ergänzt Landesbäuerin Auguste Maier. Es gelte allerdings auch, Arbeitsplätze auf den bäuerlichen Betrieben zu erhalten. Insbesondere bei den Frauen sei das wichtig. In den vergangenen Jahren seien dazu Einkommens- und Erwerbskombinationen aufgebaut worden, die Frauen einen Arbeitsplatz am Betrieb sichern, betont Maier weiters. Beispiele dazu seien Urlaub am Bauernhof, die Direktvermarktung, Green Care oder auch Schule am Bauernhof. “Vonseiten der Landwirtschaftskammer gibt es hier gute Unterstützung in der Ausbildung, in betriebswirtschaftlichen Agenden und bei den notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen.”

Das sagen betroffene Frauen

Hanna Mausser, Facharbeiterin für Obstbau und Obstverarbeitung, Hitzendorf: “Ich könnte nie vom Land weggehen. Das kommt für mich nicht in Frage. Da wäre ich total unglücklich. Mir würden die Familie, die Freunde und die Natur fehlen. Ich bin stolz auf mein Daheim, wo ich auch meinen Arbeitsplatz habe. Er bietet mir die Möglichkeit, mit vielen Menschen aus verschiedenen Generationen, sozialen Gruppierungen und Kulturen in Kontakt zu kommen.”

Heidi Hirn, Milchbäuerin, Trofaiach: “Ich bin ins Landleben hineingeboren und habe den Betrieb ganz selbstverständlich übernommen. Erst später sind mir die Vorteile des Landlebens bewusst geworden: Ich habe meinen Arbeitsplatz, den ich individuell gestalten kann, daheim. Ich bin meine eigene Chefin, das bedeutet mir sehr viel. Ich muss nicht pendeln und bin auch mit dem fachlichen Weiterbildungsangebot vor Ort sehr zufrieden. Außerdem gibt es auch Online-Angebote. Über allem steht der Luxus, im Freien, in und mit der Natur arbeiten zu können.”

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