Bauernsprecher Hans MeisterBraucht man die kleinen Höfe nicht mehr?

Braucht man die kleinen Höfe nicht mehr?

Herr K.* aus Niederösterreich schreibt mir: „Exakt heute, nach der Arbeit, der erste Blick in die Post, als erstes, wie immer, in den „Landwirt“, zur Seite von Hans Meister. Und was lese ich: „Wer vertritt die Interessen der Kleinen?“ Somit stand fest, heute schreibe ich. Meine Frau und ich bewirtschaften einen kleinen Mutterkuhbetrieb in 850 bis 1.050 Meter Höhe im rauen Ötscherklima. Gesamtgröße rund 13 ha, davon etwa 3 ha Wald, der Rest ist Grünland, ehemals Bergbauernzone drei und 12 Rinder. Natürlich im Nebenerwerb, was sonst. Wir sind beide schon in Pension, „dürfen“ aber, da der Betrieb so klein ist, großzügig weiterwirtschaften.

Zur Pension, die ja kein Geheimnis darstellt: Ich bekomme auf Grund des Nebenerwerbes 940 Euro und meine Frau die fast unglaubliche Summe von 285 Euro pro Monat. Meine Frau brach in Tränen aus, als sie die Summe ihrer Pension erfuhr, noch dazu da sie nahezu ein Leben lang den Bauernhof im Griff gehabt hat, damit ich was dazuverdienen konnte. Gleichzeitig wird permanent eine Mindestsicherung, so um die 900 Euro kolportiert, die an verschiedenste Bevölkerungsgruppen ausbezahlt werden soll. Beim Sprechtag der Sozialversicherung der Bauern erklärte man meiner Frau, bezugnehmend auf ihre geringe Pension; Hätten Sie mehr einbezahlt, würden Sie auch mehr bekommen, was natürlich , so gesehen, auch stimmt. Dazu ist zu sagen, die Last der Landwirtschaft liegt, wie nahezu bei allen ähnlichen Betrieben, wahrscheinlich mit nahezu 70 % auf den Schultern meistens der Frau, auch großherzig Bäuerin genannt.

Zweitberuf, Nebenerwerb: Zusätzlich wird den Bauern seit Jahrzehnten von der eigenen Standesvertretung eingeredet, sich ein zweites „Standbein“ zu suchen, um wirtschaftlich überleben zu können. Diese Aussagen sind so ziemlich das Dämlichste, was mir jemals untergekommen ist. Gleichzeitig wird in den Bauernzeitungen hinausposaunt, dass die Frauenquote unter den Betriebsführern der Betriebe schon einen unglaublich hohen Stand erreicht hat. Ja, warum wohl? Weil nahezu jeder Partner einen Zweitberuf haben muss, um überleben zu können, oder weil es keinen Partner für die Bäuerinnen mehr gibt. Ich habe tatsächlich noch nie gehört, dass sich ein Betrieb in einer anderen Branche einen Zweitberuf zulegen muss, um wirtschaftlich überleben zu können, so viel Wahnsinn ist offensichtlich nur in der Landwirtschaft möglich. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich sämtliche außerbetriebliche Einnahmen in den Betrieb stecken musste, um einigermaßen überleben zu können.

Einheitswert-Erhöhung: Der Einheitswert unseres Hofes betrug bis zur Erhöhung 1.800 Euro, danach stolze 3600 Euro. Also 100 Prozent Erhöhung. Der Sozialversicherungsbeitrag stieg von rund 460 auf gut 920 Euro vierteljährlich. Wir können uns derzeit absolut nicht vorstellen, wo wir diese zusätzlichen, für uns enormen Mittel hernehmen sollen!

Ich kann nur sagen, der Frust in der Landwirtschaft ist nicht mehr zu übersehen. Die Einnahmen sinken permanent, während die nicht beeinflussbaren Ausgaben förmlich explodieren. Dazu kommen noch die permanenten bürokratischen Ärgernisse mit AMA , Bio und so weiter.

Ich kann Ihnen versichern, die Präpotenz und Abgehobenheit der oberen Kaste ist einfach sensationell. Ich denke, unsere Agrarpolitiker sitzen auf einem Pulverfass, sie wissen es nur noch nicht. Es sieht so aus als würde es tatsächlich politisch gewollt und forciert, die kleinstrukturierte Landwirtschaft zum Teil zu vermeintlichen Gunsten der größeren Landwirtschaften und zu Gunsten der Wohlstandsgesellschaft zu opfern.“

* Name der Redaktion bekannt

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hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0043 316/821636-167, Fax: DW 151

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