Bauernsprecher Hans MeisterAusweg oder Sackgasse?

Ausweg oder Sackgasse?

Die Rinderbauern haben es nicht einfach. Der Milchpreis steht unter Druck, der Rindfleischabsatz, bei den Mästern bildet sich ein Verkaufsrückstau, der sich wieder auf den Kälbermarkt auswirkt. Die Vermarktungsgenossenschaft „Unser Kärntnerfleisch“ versucht mit ihrer sogenannten Rose’mast einen innovativen Beitrag zur Kalbfleischerzeugung zu leisten. In ihrem Leitfaden dazu heißt es: „Die Rose`mast ist eine Sonderform der Kalbfleischproduktion. Grundsätzlich erfolgt die Produktion mit Holsteinkälbern, welche mit einem Alter von 14 Tagen und im Schnitt mit ca. 50 bis 55 Kilo eingestallt werden. Innerhalb der ersten acht bis zehn Wochen werden diese mit Milchaustauscher auf wiederkäuergerechte Rationen umgestellt. Im Unterschied zur Fresserproduktion werden deutlich intensivere Rationen vorgelegt, um letztendlich innerhalb der acht Monate ein Mindestschlachtgewicht von 160 bis 170 Kilogramm zu erreichen.“

Rinderbauer Stefan Schabus aus Kärnten schreibt mir dazu: „Anfänglich haben wir uns sehr gefreut, dass endlich Bewegung in die Kalbfleischproduktion kommt. Aber wenn man den Leitfaden dazu durchliest, fragt man sich, was denn da so innovativ sein soll. Acht Monate lang möglichst viel Kraftfutter reinzustopfen, wie in der Gänseleberproduktion, um den Vorzeigebetrieben in Dänemark oder Holland nachzueifern, ist, so meine ich, sehr fragwürdig. Gerade wir in Österreich hätten mit den vielen extensiven Almen und Berggebieten die Möglichkeit, Rindfleisch nahezu ohne Kraftfutter zu produzieren. Natürlich müsste die Klassifizierung eine andere sein. Wir auf allen Ebenen scheitern, wenn wir immer nur versuchen, den Intensivierungswahn zu verstärken. So schwer ist es doch nicht. Ein Vollmilchkalb, drei bis vier Monate gefüttert mit Vollmilch, etwas Raufutter dazu, und wenn jemand unbedingt will mit etwas Kraftfutter. Da würde vieles wegfallen und bliebe einiges in der Region. Aber wenn dann Fleischfarbe, Mindestschlachtgewicht usw. es preislich unmöglich machen, müssen wir uns herbe Kritik gefallen lassen.“

Kärntner Fleisch dazu: „Die Schlachtkälberproduktion ist massiv zurückgegangen und der österreichische Kalbfleischmarkt wird zum Großteil mit holländischen Kälbern bedient. Hinzu kommt die Kritik von verschiedensten Organisationen und Interessensgruppen betreffend Kälbertransporte. Leider waren bis dato männliche Milchrassekälber in Österreich nicht vermarktbar. Die ARGE Rind und im Speziellen die BVG Kärntner Fleisch hat sich schon seit längerem mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Natürlich ist es naheliegend, dass man sich im Zuge des Aufbaus einerneuen Vermarktungsschiene die Produktion in anderen Ländern ansieht, um Fehler in der Fütterung und Haltung zu vermeiden, aber auch die gewünschten Qualitäten, die der Handel und die Gastronomie zu erzielen verlangen. Die Fütterung erfolgt mit Milch und hofeigenem Futter im Sinne einer  artgerechten und ausgewogenen Ernährung. Der notwendige Kraftfutteranteil ist erforderlich um die gewünschten Fleischund Fettqualitäten zu erzielen.“

Es ist wie fast immer: Statt ein neues Bewusstseins beim Konsumenten für neue Qualitätskriterien zu schaffen, kopiert man die alten.

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