RindMilchviehZeiträuber erkennen – effizienter arbeiten

Zeiträuber erkennen – effizienter arbeiten

Österreichische Milchbauern erhielten im April im Schnitt 37,11 Cent/kg netto.
Quelle: Auinger

Susanne Pejstrup arbeitete jahrzehntelang als landwirtschaftliche Beraterin in Dänemark. Damals erkannte sie eine Lücke in der Beratung. „Wir hatten sehr gute Berater für Fütterung, Stallbau und Tiergesundheit, aber mit der Arbeitsorganisation befasste sich niemand“, gibt sie zu bedenken. Ein Blick über den Tellerrand zu Industriebetrieben brachte sie zum „Lean Management“. Diese Arbeitsweise entstand aus dem Produktionsprozess von Toyota. Was in der japanischen Autoindustrie der 1950er seinen Anfang nahm, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem Erfolgsprinzip. Lean Management bedeutet, dass die Unternehmen Prozesse laufend optimieren. Das Management verfolgt das Ziel, Arbeitsabläufe zu harmonisieren und ein ganzheitliches Produktionssystem ohne Verschwendung zu schaffen. Um diese erfolgreichen Prinzipien auch in der Landwirtschaft bekannt zu machen, gründete Susanne Pejstrup vor zehn Jahren eine Beratungsfirma. Seitdem ist sie weltweit unterwegs, um Landwirte dabei zu unterstützen, ihre Arbeitsabläufe zu verbessern. „Lean Farming“ eignet sich allerdings nicht nur für Großbetriebe mit Fremdarbeitskräften. „Auch Familienbetriebe können davon profitieren“, erklärt die Beraterin. Wenn beispielsweise zu viele Jungkühe nicht die erwartete Leistung erbringen, müsse sich der Betriebsleiter auf Fehlersuche begeben. Pejstrup sagt: „Lerne, Verluste in der Produktion und den Prozessen zu sehen.“ Milchbauern sollten ihrer Meinung nach nicht nur das tun, was einen Mehrwert für die Molkerei und den Konsumenten hat (1). Sie müssten mehr darauf achten, was der interne Kunde – der Betrieb selbst – braucht.

Unnötiges entfernen (2)

Die acht Arten der Verschwendung 1. Überproduktion (z.B. zu viel Nachzucht, zu viel Silage) 2. Wartezeit (z.B. Warten auf einen Helfer, zu viele Leute im Melkstand) 3. Ungenütztes Talent (Wenn nur mit den Händen und nicht mit dem Kopf gearbeitet wird.) 4. Transport (z.B. zu weit, zu kleine oder zu große Maschinen) 5. Zu viel Inventar (Dinge „für den Fall“ kaufen) 6. Unnötige Arbeit (z.B. aus einer Tradition heraus) 7. Entbehrliche Wege/Gänge (z.B. Tiere an verschiedenen Orten, Werkzeug suchen, ungünstiger Arbeitsablauf) 8. Defekte (tote Tiere, schlechtes Futter) Das Schlüsselkonzept im Lean Management ist Dynamik. Es soll verhindert werden, dass Abläufe ins Stocken geraten. Wartezeiten werden minimiert. (3)

Ziehen statt Schieben (4)

Die fünf Lean-Prinzipien
Quelle: Steinhuber

Landtechnikhersteller und McDonalds sind zwei Beispiele für diese Methode. Sie produzieren nur das, was tatsächlich benötigt wird. Um dieses Prinzip anzuwenden, zieht ein Milchviehbetrieb beispielsweise nur jene Jungrinder auf, die für die Remontierung benötigt werden und nicht alle geborenen Kälber. Unnötige Aktivitäten, die keine Wertschöpfung bringen, sollen beim Lean Farming erkannt und verhindert werden. Anlässlich des EDF Herbsttreffens der Deutschen und Schweizer EDF-Gruppe (European Dairy Farmers) suchte Susanne Pejstrup auf einem Milchviehbetrieb nach Strategien, um die Melkzeit im Gruppenmelkstand zu verkürzen. Dazu erfassten die Teilnehmer die Zeitdauer der einzelnen Arbeitsschritte und zeichneten die Laufwege in einem Stallplan ein (Spaghetti- Diagramm). Diesen Ablauf nennt Pejstrup Wertstromanalyse. Im nächsten Schritt schrieben sie die einzelnen Arbeitsschritte auf gelbe Notizzettel und klebten diese auf ein Plakat. Unnötige Zeitfresser notierten sie auf grünen, Lösungsvorschläge auf rote Zetteln. Anhand des Plakates konnten sie dem Betriebsleiter erklären, wie er den Melkablauf beschleunigen könnte. Potenzial zum Zeitsparen orteten die Teilnehmer vor allem durch das Ausselektieren von Schwermelkern und durch einen optimierten Arbeitsablauf beim Gruppenwechsel. Pejstrup gibt zu bedenken: „Sie können immer etwas verbessern. Wenn Sie nicht gleich streng zu sich selbst sind wie zu Ihren Lieferanten, können Sie keinen Erfolg haben.“ (5)

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