BioBio-LebenWillkommen am Bio-Hof

Willkommen am Bio-Hof

Der Bio-Hof Greiml in der Obersteiermark ist einer von 16.000 WWOOF-Höfen weltweit, wo Interessierte mehr über das Leben am Bauernhof erfahren können. Fotos: Taferner

Von Karin Ch. TAFERNER, LANDWIRT Redakteurin

Zwei Hunde, zwei Häuser, vier Ställe – das ist die Kurzbeschreibung des Bio-Hofs Greiml in Wald am Schoberpass. Aber das wird dem nicht gerecht, was der Hof zu bieten hat: drei Menschen, die Gastfreundschaft leben und bäuerliches Wissen gerne weitergeben. Ein Argentinier, eine Britin, ein Holländer, eine Schweizerin, eine Türkin und so mancher österreichische und deutsche Staatsbürger lebten schon dort. Auf Zeit. Die 13 Besucher unterstützten stundenweise bei der Haus- und Hofarbeit für freie Kost und Logis. „Wir holen uns die Welt auf den Hof und leisten dabei wertvolle Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Bio-Bauer Reinhard Leitner, während er am Küchentisch sitzt und im Gästebuch blättert. Jungbauer Gabriel Leitner ergänzt: „WWOOF bringt mich mit Leuten zusammen, mit denen ich sonst nie gesprochen hätte.“ Als er in Berlin war, traf er sich mit dem Berliner, der schon am Bio-Hof mitgeholfen hatte, und lernte die Stadt aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Seit 2016 ist der Bio-Hof Greiml in der WWOOF-Höfeliste eingetragen.

Die Abkürzung WWOOF steht für die englischen Bezeichnungen „we are welcome on organic farms“ oder „World-Wide Opportunities on Organic Farms”, was bedeutet, dass Bio- Höfe freiwilligen Helfern die Möglichkeit bieten, den Alltag am Bio-Betrieb kostenlos und hautnah zu erleben. Das Konzept ist einfach: Die WWOOF-Organisation des jeweiligen Landes erstellt eine Liste der Mitgliedsbetriebe. Interessenten können diese Liste erwerben und nehmen selbstständig Kontakt zum gewünschten Hof auf. Details wie die Dauer des Aufenthalts legen die Höfe und die Interessenten individuell fest. Die WWOOFer organisieren die Anreise selbst. „Wir holen unsere WWOOFer dann am Bahnhof ab. Ich bin immer wieder aufs Neue gespannt, wer dort auf mich wartet“, erzählt die steirische Bio-Bäuerin.

Landwirtschaft erleben

Hildegard Gottlieb brachte WWOOF nach Österreich. Sie wollte ernten. Schon als Buchhalterin träumte sie vom Duft reifer Äpfel und Trauben. Im Ruhestand hatte sie die Zeit, sich diesen Wunsch zu erfüllen. Als ihr ein kurzer Bericht über WWOOF in Deutschland in die Hände fiel, war für sie klar: Das ist es, was sie suchte. Eine Organisation, die Höfe und Freiwillige zusammenbrachte. Genau das etablierte sie auch in Österreich. Hildegard Gottlieb erzählt: „Damals war ein großer Aufbruch in der Landwirtschaft zu spüren. Da wurden die Bio- Bauern noch durchwegs als Spinner angesehen.“ Sie schrieb einige hundert Höfe an. Mit gut 40 Höfen und Unterstützung aus Deutschland gründete sie schließlich 1996 den Verein WWOOF Österreich, dessen Leitung sie 2011 an Martina Heuberger aus Weiz übertrug.

Martina Heuberger koordiniert WWOOF Österreich. Sie übernahm den Verein von Gründerin Hildegard Gottlieb.

Den Alltag bereichern

Die Kärntner Christiane Halder und Hans Madritsch produzieren Bio-Gemüse, Saatgut und Obst im Gailtal. Sie bieten WWOOFern die Möglichkeit, mit ihnen zu leben, und geben ihr Wissen rund um die biologische Wirtschaftsweise gerne weiter. Sie wohnen alleine am Hof und haben Platz, bis zu drei Interessierte gleichzeitig unterzubringen. Etwa zehn Personen kommen jährlich. Die Bio-Bäuerin sagt: „Für uns ist WWOOF eine Bereicherung und Hilfe zugleich. Die meisten wollen draußen sein, manche helfen auch im Haus mit. Beim Essen muss man flexibel sein. Einige kochen sehr gut, da habe ich mir schon Rezepte abgeschaut. Vegetarier sind bei uns willkommen. Ab und zu muss es aber für uns auch Fleisch sein. Mit Veganern wird es schwierig.“ Die WWOOFer helfen Christiane Halder meist am Vormittag. Hans Madritsch arbeitet unter der Woche als Wirtschaftsberater. Für den laufenden Betrieb gibt es Teilzeitangestellte, dennoch warten am Hof genügend Tätigkeiten, die mit zusätzlichen Händen rascher zu erledigen sind. Die WWOOFer helfen im Wald beim Brennholz-Aufarbeiten, sie sammeln und schlichten. Sie helfen beim Obstbaumschnitt, beim Pflanzen-Pikieren, beim Unkrautjäten, je nach Jahreszeit auch beim Obstpressen oder bei der Bohnen-Ernte. Christiane Halder erzählt: „Im letzten Jahr hatten wir einen Zoofachhändler. Der tierliebende WWOOFer hat mir die ganze Arbeit mit den Tieren abgenommen. Er hat die vier Schafe und die Katzen selbstständig versorgt.“

Die Bio-Bauern Christiane Halder und Hans Madritsch heißen WWOOFer auf ihrem Gemüse- und Zierpflanzen-Betrieb in Kärnten herzlich willkommen.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen LANDWIRT Bio-Ausgabe 3/2019. Bestellen Sie gleich ein Probeheft!

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