Bauernsprecher Hans MeisterWie lange sollte ein Traktor ohne Reparatur durchhalten?

Wie lange sollte ein Traktor ohne Reparatur durchhalten?

„Bei meinem Lindner Geotrac 83, Baujahr 2007, 2.300 Betriebsstunden, funktionierte plötzlich die Zapfwellenkupplung nicht mehr und ich brachte den Traktor zur nächsten Lagerhauswerkstatt. Dort stellte sich auch heraus, dass auch die Fahrerkupplung verschlissen ist, und das bei nur 2.300 Betriebsstunden.

Aus Erfahrungsberichten anderer Berufskollegen im Forum des Landwirt.com erfuhr ich, dass dies bei Traktoren dieser Serien öfter vorkommt. Bei Abnutzung der Fahrerkupplung komme Staub der Kupplungsbeläge ins Drucklager und zerstöre so das Lager der Zapfwellenkupplung.

Auf Anfrage bei der Firma Lindner sagte man mir, dass das Ganze durch einen Fahrfehler zustande gekommen sein müsse und sie sonst keine Probleme mit diesen Kupplungen hätten. Außerdem würde der Reparatursatz normalerweise 3.000 Euro kosten und sie würden ihn schon um 1.700 Euro verkaufen. Mir kostete die gesamte Reparatur 2.681 Euro.

Der Reparatursatz von Lindner ist jetzt aber eine andere Kupplung – Sinterbelag Kupplung alt, organische Kupplung neu – und die neue Kupplung ist auch vom Durchmesser größer als die alte.

Meines Erachtens sollte nach den wenigen Betriebsstunden nicht die gesamte Kupplung defekt sein. Diese Teile müssten mindestens 5.000 Betriebsstunden halten und nicht schon bei 2.400 Stunden verschlissen sein.“

So schildert mir Herr S. seine Geschichte mit dem Traktor.

Fahrfehler?

Firma Lindner sagt dazu: „Um den Verschleiß an Fahrund Zapfwellenkupplungen zu minimieren, sollten die Einkuppelzeiten möglichst gering gehalten werden. Das Drucklager der Zapfwellenkupplung sollte ebenfalls nicht länger als eine Minute belastet werden, d.h. bei laufendem Motor und längerem Auskuppeln der Zapfwelle sollte der Zapfwellengang in Neutral gebracht und die Kupplung wieder eingekuppelt werden, um Schäden am Ausrücklager zu vermeiden.

Diese Information finden Sie auch in der Betriebsanleitung vom Fahrzeug. Zu langes Auskuppeln der Zapfwellenkupplung kann zu einer erhöhten thermischen Belastung am Ausrücklager führen und das Fett im Lager verbrennen lassen, dies kann ein Blockieren vom Ausrücklager zur Folge haben.

Als das Fahrzeug des Kunden S. 2007 gebaut wurde, gab es vom Kupplungshersteller nur Sinterkupplungen. Sie wurden vom Lieferanten dann später auf organische Kupplungsbeläge umgestellt und die Sinterkupplungen waren beim Lieferanten leider nicht mehr erhältlich.

Um das gleiche Drehmoment übertragen zu können, musste die Kupplungsscheibe im Durchmesser größer werden. Aus diesem Grund hat sich die Firma Lindner entschieden dieses Kupplungsset (Kupplungsautomat mit Zapfwellenkupplungsscheibe, Fahrkupplung inklusive Schwungrad und Ausrücklager) zu einem Sonderpreis anzubieten.

Da beim Kunden S. auch die Fahrkupplung verschlissen war, müssen wir leider davon ausgehen, dass die Einkuppelzeiten relativ lange waren und dies den Ausfall nach 2.300 Betriebsstunden hervorgerufen hat.“

Also, allen Beteiligten ist bewusst, der Traktor ist längst aus der gesetzlichen Gewährleistung und die Firma nicht mehr haftbar. Das mit dem Fahrfehler zählt zu den beliebtesten Schuldzuweisungen bei Traktorherstellern und Händlern. Auch wissen alle, dass zwei entscheidende Faktoren – Jahre der Nutzungsdauer und die Anzahl der Betriebsstunden – gegen die Maschine und ihren Eigentümer arbeiten.

Trotzdem bleibt die Frage: Wie lange sollte ein Traktor bei normalem Einsatz ohne größere Reparatur auskommen? Die Autoindustrie hat darauf längst eine Antwort gefunden. Viele Hersteller geben auf ihre Neuwägen fünf Jahre Garantie. Warum traut sich in der Traktorindustrie das niemand zu?

Sie wollen uns Ihre Meinung zum Thema sagen? Schreiben Sie uns:

hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0043 316/821636-167, Fax: DW 151

 

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