LandlebenFamilieWerden Frauen in der Landwirtschaft benachteiligt?

Werden Frauen in der Landwirtschaft benachteiligt?

Wie in vielen anderen Branchen auch, wird in der Landwirtschaft die große Mehrzahl der Höfe von Männern geführt. Eine Frau als Betriebsführerin hat es da nicht immer einfach, wenn es um Durchsetzung, fachliche Expertise und Anerkennung geht. Ganz besonders unangenehm werden kann es, wenn diese Frau auch noch mit einem Ausländer verheiratet ist. Frau G. aus Österreich schildert mir ihre Situation:
„Ich habe als Frau den elterlichen Bauernhof zuerst gepachtet und später übernommen. Mehr als 40 Hektar an Fläche insgesamt an Wiesen, Äckern und Wald werden in biologischer Bewirtschaftung und mit Mutterkühen on mir bewirtschaftet. Die ausgezeichnete Lage des Hofes innerhalb unseres Dorfes wird von vielen anderen Bauern und Bäuerinnen oft beneidet. Manche fragen sich: Wie kann eigentlich eine Frau einen solchen Hof besitzen? Das ist doch total ungerecht! Dazu kommt es noch schlimmer. Ich habe einen Afrikaner geheiratet. Die bäuerliche Gesellschaft ist schockiert und so beginnt ein unerträgliches Mobben, Ausgrenzen, Verleumden und so weiter …
Nachdem wir unser Leben und unsere Arbeit weiterhin unabhängig verrichtet hatten, kam es ab Jänner des Vorjahres total zum Attackieren und Provozieren. Etliche Anzeigen bei der Polizei. Gerichtsverfahren und anderes. Fremde Leute schneiden laufend in meinem Wald Bäume und verkaufen oder verhacken sie. Grenzsteine, sogenannte Moarsteine, wandern, und meine Weidezäune sind ständig kaputt. Persönlich habe ich den Eindruck, es werden immer mehr Bauern dazu animiert mitzumachen, um mich wirtschaftlich zu schädigen. Tatsächlich habe ich oft das Gefühl, die Bauern wollen ein Aufgeben meines Hofes planmäßig erzwingen. Wo und in welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? Es gibt keine Frauenrechte in der Land- und Forstwirtschaft. Rassismus ist scheinbar in der Landwirtschaft normal. Für mich sind das unzumutbare Umstände. Für mich gibt es keinen Neid und keine Feindseligkeit. Das Einzige, das ich will, ist in Frieden leben zu dürfen und endlich in Ruhe gelassen zu werden.“

Frauen stärken

Dieses Mail von Frau G. hört sich an wie ein Hilferuf. Sie will damit auf ihre persönlich besonders schwierige Lage hinweisen, aber auch auf die allgemeine Situation der Frauen in der Landwirtschaft. Oft stehen Frauen nur aus versicherungstechnischen Gründen als Betriebsführerin am Papier, spielen aber in Fragen der betrieblichen Entscheidung nur eine Nebenrolle. Auch wenn Frauen Maschinen kaufen, fühlen sie sich meist nicht ernst genommen, und so mancher Macho-Verkäufer glaubt, hier leichtes Spiel zu haben. Obschon laut Statistik ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich (in Deutschland sind es nur zehn Prozent) von Frauen geführt werden, ist das in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Den höchsten Frauenanteil in der Landwirtschaft gibt es in Litauen und Lettland mit über 45 Prozent, den niedrigsten in den Niederlanden mit fünf Prozent. Dabei machen die Bäuerinnen überall, wo sie am Werk sind, eine hervorragende Arbeit. Bäuerinnen verdienen daher den vollen Respekt. Es nicht zu tun, ist nicht nur menschlich, sondern auch betriebswirtschaftlich ein grober Fehler.

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