BioVerliebt in Hochlandrinder

Verliebt in Hochlandrinder

„Die Herde ist ein Spiegel deiner selbst“, sagt Maria Eichstetter. Es brauche Vertrauen und Ruhe, sagt die Landwirtin, während sie den Filz aus Donalds Fell kämt.
Quelle: Pia Resch

Na, du junger Mann!“, ruft Maria Eichstetter und wirft Donald einen kecken Blick zu: „Du musst schon auch in die Kamera schauen.“ Donald ist ein fünf Jahre alter Highland-Stier. Er wiegt wohl eine Tonne. Geduldig steht der Bulle mit seinen mächtigen Hörnern neben der jungen Bio-Bäuerin und lässt sich kraulen. „Hochlandrinder sind stolze, intelligente und schöne Wesen“, sagt die 30-Jährige mit ruhiger Stimme, während sie mit der Kratzbürste durch Donalds zotteliges Fell streicht. „Sie sind genau in jenem Jahr auf den Hof gekommen, in dem ich geboren wurde, wir sind gemeinsam aufgewachsen. Ich bin verliebt in diese Rasse.“

30 Mutterkühe und drei Zuchtstiere halten die junge Züchterin und ihre Mutter auf ihrem Hof in Elsendorf (Bayern). Mit der Nachzucht sind es 120 Tiere, die in mehreren Weidegruppen gehalten werden. Die Mutterkühe befinden sich in drei Gruppen, ab Juni jeweils mit Stier. „Damit stellen wir sicher, dass die Geburten saisonal in das Frühjahr fallen“, erklärt die Bio-Bäuerin. Ist es nicht zu kalt oder nass, finden die Geburten auf der Weide statt. Erst danach kommen Kalb und Kuh für ein paar Tage in Einzelhaltung am Hof. Eichstetter: „Ich will sehen, dass das Kalb trinkt und beide gesund sind. Das geht zu Hause am besten.“ Nach der Geburt bleiben die Kälber mindestens bis zum Winter bei den Mutterkühen in der Weidegruppe. „Die meisten männlichen Kälber werden im Alter von sechs Monaten kastriert und wachsen als Ochsen heran“, erklärt Maria Eichstetter. Ochsen seien ruhiger und das Fleisch habe eine bessere Fettabdeckung. Gemeinsam mit den weiblichen Kälbern werden die Ochsen nach rund zehn Monaten von den Mutterkühen getrennt und über den Winter auf der Hofstelle gehalten. „In dieser Zeit sollen sie sich auch mehr und mehr an uns gewöhnen“, erklärt die Bäuerin. Das sei wichtig, denn nur ruhige, handsame Tiere seien gut für die Zucht. Lediglich drei bis vier potenzielle zukünftige Zuchtstiere werden nicht kastriert.

Liebe auf den ersten Blick

Es war Liebe auf den ersten Blick, als Marias Mutter, auch sie heißt Maria, vor 30 Jahren in einem Fachmagazin ein Foto von einem schottischen Hochlandrind sah. Angefangen haben Maria und ihr Mann Alois mit fünf einjährigen Rindern, sogenannten Absetzern. „Damals war das nur ein Hobby“, erzählt die Tochter. „Wir hatten ein paar nasse Wiesen, dafür hatten meine Eltern die Hochlandrinder vorgesehen.“ Im Laufe der Jahre wuchs der Bestand auf 40 Mutterkühe mit Nachzucht an. Auch die Direktvermarktung des hochwertigen Rindfleisches wuchs bald zu einem wesentlichen Betriebszweig heran. Marias Vater war von den Hochlandrindern so überzeugt, dass er aus der Ackerfläche – 18 ha Hopfen-Anbau – Dauergrünland machte. „Ja, er war immer schon ein Querdenker“, schmunzelt Tochter Maria. Vor vier Jahren verstarb Alois Eichstetter unerwartet. „Da waren wir plötzlich auf uns alleine gestellt“, erinnert sie sich zurück. Gemeinsam mit ihrer Mutter führte die damals 26-Jährige den Betrieb weiter. „Das war hart”, sagt sie mit nachdenklicher Stimme. Ihre Mutter wirft ein: „Es wurde aber von Jahr zu Jahr besser. Mittlerweile sind wir schon ein richtig gutes Team.“

Ruhige und soziale Wesen

Tatsächlich liegt der Züchterin der Umgang mit den mächtigen Hochlandrindern. „Du musst als Besitzerin Ruhe in die Herde bringen“, erklärt sie, während sie neben Don Jon steht. So heißt der schwarze, bullige zweijährige Stier. „Ist schon gut“, beruhigt ihn Maria mit sanfter Stimme und streicht ihm über den Rücken. „Die Herde ist ein Spiegel deiner selbst.“ Wichtig sei, dass die Tiere keine negative Erfahrung mit den Menschen verbinden. Es brauche Vertrauen und Ruhe, sagt die Landwirtin, während sie den Filz aus Don Johns Fell kämt.

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