ForstTirol achtet auf Biodiversität im Wald

Tirol achtet auf Biodiversität im Wald

Durch die intensive Wildtierfütterung hat Tirol einen hohen Wildstand. Foto: Tony Bryan/shutterstock.com

Der Tiroler Wald ist Lebensraum und Wirtschaftsfaktor. Jährlich wird durch seine Bewirtschaftung eine Wertschöpfung von 100 Mio. Euro erzielt. Seit Jahrhunderten werden so Holz und andere Waldprodukte für die heimische Bevölkerung gewonnen. Egal ob Bretter, Brennholz, Pilze, Wildbret, Wasser, Waldweide oder Schutz vor Naturgefahren – die Funktionen des Waldes haben seit jeher eine große Bedeutung für das Bundesland. Aufgrund dieser wichtigen Rolle gibt es in Tirol auch schon lange keine Urwälder mehr, sondern gepflegte Nutz- und Schutzwälder. Trotz all dieser Aufgaben ist der Wald ein Hort der Biodiversität. Waldverband-Obmann Rudolf Köll betont: “Im Vergleich zu allen anderen Formen der Landnutzung haben die Waldeigentümer gelernt, mit der Natur zu arbeiten. Dies zeigt sich ganz deutlich bei der Artenvielfalt im Wald.” Wie viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten es in Österreich genau gibt, ist kaum feststellbar. Schätzungen gehen von insgesamt zirka 70.000 aus. Davon verbringen etwa die Hälfte, rund 32.000, ihr Leben ganz oder teilweise im Wald und können ohne ihn nicht überleben.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung fördern

Diese große Bedeutung des Waldes für die Artenvielfalt ergibt sich nicht trotz, sondern wegen der kontinuierlichen nachhaltigen Bewirtschaftung der Bestände. Seitdem die Tiroler Wälder für den Bedarf der Salinen und Bergwerke großflächig abgeholzt wurden, sind Jahrhunderte vergangen. Die Kleinwaldbesitzer bewirtschaften die heimischen Wälder seit jeher kleinflächig und nachhaltig. “Gegen die Natur zu arbeiten, führt vielleicht kurzfristig zu höheren Erträgen, ist aber sehr kosten- und arbeitsintensiv. Dafür war in der Tiroler Berglandwirtschaft einfach keine Zeit”, erklärt Köll. “Aufgrund des pfleglichen Umgangs mit unseren Bergwäldern haben wir im Österreich-Vergleich auch die höchste Biodiversität im Wald.” Ein derzeit laufendes EU-Projekt der LK Tirol möchte das Verständnis für die Natur bei den Waldbewirtschaftern weiter erhöhen. Sie sollen mit einfachen Hilfsmitteln die Waldbiodiversität vor Ort messen können. In der Folge werden dann Bewirtschaftungsmaßnahmen vorgeschlagen, um die Biodiversität in diesem spezifischen Bestand zu erhöhen. Der Bewirtschafter soll damit zum Biodiversitätsexperten werden. Bereits in den letzten Jahren sind in zahlreichen Projekten über 120.000 seltene Bäume und Sträucher gepflanzt worden. “Unzählige Feuchtbiotope, Moore und Veteranenbäume werden aus einem Naturverständnis geschützt, ohne dass dies von der Behörde verordnet werden muss”, so Köll.

Wild frisst Biodiversität

Gefahr für die Biodiversität geht vom Wild aus. Hirsche, Rehe und Gämsen werden zunehmend zum Problem. Durch die intensive Wildtierfütterung hat Tirol einen hohen Wildstand. In einer umfangreichen Studie des Max-Planck-Instituts in Jena haben Forscher aufgezeigt, dass selbst Schutzgebiete im Wald kaum zum Artenschutz beitragen können, solange das Wild die artenreiche Baumverjüngung wegfrisst. Dadurch werden Monokulturen von Buche und Fichte erzeugt, da deren Triebe weniger gefressen werden als jene von Mischbaumarten. In der Studie hat der Verlust der Baumarten auch zu einem Artenschwinden bei den Schmetterlingen geführt. Jede zweite Art stirbt, weil die Nahrungsgrundlage der Insekten durch Reh und Hirsch im Keimlingsalter gefressen wird. Diesbezüglich wird mit dem Tiroler Jägerverband an Lösungen gearbeitet.

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