BioAcker und GrünlandStriegel: Des Bio-Bauers feinstes Gerät

Striegel: Des Bio-Bauers feinstes Gerät

Foto: Einböck

Von Hansueli DIERAUER und Tobias GELENCSÉR

Der Striegel gilt wohl als wichtigstes Gerät im Bio-Ackerbau. Seine vielfältige Einsetzbarkeit und das günstige Aufwand-Ertragsverhältnis lassen ihn zur Grundausrüstung eines jeden Bio-Ackerbaubetriebes werden. Mit der zunehmenden Kritik an Herbiziden interessieren sich auch immer mehr konventionelle Landwirte für dieses Gerät, das momentan einen Aufschwung verzeichnet. Damit öffnet sich ein neuer Markt und die Anbieter werden immer zahlreicher und investieren mehr in die technische Entwicklung des Striegels, was wünschenswert ist und lange Zeit nicht geschah. Der Striegel von heute ist nicht mehr vergleichbar mit den einfachen Geräten der 1980er-Jahre. Umso schwieriger wird es für die Landwirte, die verschiedenen Geräte zu vergleichen und die richtige Wahl zu treffen.

So effektiv ist der Striegel

Die Wirkung des Striegels beruht vor allem auf dem Verschütten und Ausreißen der Unkräuter. Die feinen Zinken bewegen die oberste Bodenschicht bis maximal 3 cm Tiefe. Je kleiner die Beikräuter sind, desto besser ist seine Wirkung – daher ist der Einsatzzeitpunkt entscheidend. Der frühestmögliche Striegeldurchgang ist immer der effizienteste. Sehr effektiv ist das Blindstriegeln, bei dem der Striegel oberhalb des abgelegten Saatkornes arbeitet, bevor dieses keimt. Die Keimfäden der Unkräuter werden an die Oberfläche befördert, wo sie bei günstiger Witterung austrocknen. Wer sich die Mühe nimmt und vom Traktor steigt, sieht an der Bodenoberfläche die vielen weißen Wurzelfäden. Die Keimfäden der Beikräuter werden in diesem Stadium zu 80 bis 90 % vernichtet. Allerdings lassen sich nicht alle Kulturen blindstriegeln. Am besten/einfachsten geht es bei Mais, denn dieser wird tief abgelegt und braucht lange für die Keimung. Bei der Zuckerrübe ist es hingegen viel anspruchsvoller und bisher nicht empfehlenswert, da diese flach gesät wird und relativ schnell keimen kann. Getreide ist nur im 1-Blatt-Stadium empfindlich gegen das Striegeln. Die Getreidekeimlinge sind dann noch nicht ausreichend verwurzelt und werden ausgerissen, da der Striegel nicht selektiv und reihenunabhängig arbeitet.

Sehr effektiv ist das Blindstriegeln, bei dem der Striegel oberhalb des abgelegten Saatkornes arbeitet, bevor dieses keimt. Foto: HE-VA

Grundsätzlich gilt, dass der erste Striegeldurchgang bei allen Kulturen erfolgen kann, sobald diese gut genug verwurzelt sind und nicht ausgerissen oder verletzt werden. Am Anfang ist mit wenig Druck und niedriger Geschwindigkeit zu striegeln. Je größer die Unkräuter sind, desto mehr Druck und Geschwindigkeit braucht es für einen ausreichenden Erfolg. Der Einsatz ist dann aber auf Getreide beschränkt, da dieses allfällige Schäden mit der Bildung von Seitentrieben kompensieren kann, breitblättrige Kulturen schlaff sind und sich besser zwischen den Zinken durchschlängeln. Der Striegeleffekt nimmt mit zunehmender Größe der Unkräuter rapide ab. Weniger effektiv ist das Striegeln gegen Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Hohlzahn und Vogelwicke und natürlich auch gegen Wurzelunkräuter wie Winden, Ampfer, Disteln und Quecke. Diese keimen teilweise erst später oder sind schon sehr früh gut verwurzelt.

Soja lässt sich ab dem 3-Blatt Stadium striegeln, da die Wurzeln bereits gut
verankert sind. Foto: Hatzenbichler

Ein weiterer positiver Effekt des Striegelns ist das Aufbrechen der Bodenoberfläche, was den Boden belüftet und dadurch ein wenig Stickstoff mineralisiert. Man geht hier von bis zu 10 kg N/ha pro Striegeldurchgang aus. Bei Getreide wirkt sich das Striegeln zusätzlich positiv auf die Bestockung aus. Der Striegel kann bei praktisch allen Kulturen eingesetzt werden, je nach Bauart auch bei Dammkulturen ganzflächig.

Von der Netzegge zum Striegel

Entwickelt hat sich der Striegel ursprünglich aus der Netzegge, die über kurze Stifte unter einem Ketten-/Drahtnetz verfügt. Sie passt sich hervorragend dem Boden an, ist aber wenig aggressiv und nur in einem kurzen Zeitfenster einsetzbar. In den 1980er-Jahren kam der Hackstriegel von Rabe auf den Markt, der bei einem hohen Eigengewicht einzeln gefederte Zinken an einem starren Gerüst hatte und zusätzlich noch mit Hackscharen die Fahrspur aufreißen konnte. Große Fortschritte wurden in den 1990er-Jahren gemacht, als die heute noch gebräuchlichen Striegel wie jener von Hatzenbichler mit mehreren 1,5 Meter breiten, pendelnd aufgehängten Striegelfeldern entwickelt wurden. Die einzelnen Felder passen sich optimal der Bodenoberfläche an, die leichte Bauweise lässt große Arbeitsbreiten zu. Jeder Zinken weist im Einsatz über 2–3 Windungen auf, die federnd wirken. In diese Kategorie fallen die meisten Striegel in der Vergleichstabelle. In dieser Tabelle werden nur die namhaftesten Hersteller angeführt, es gibt eine unüberschaubare Vielzahl von Konkurrenzprodukten. Sie unterscheiden sich in der Bau- und Arbeitsweise nur geringfügig, am ehesten bei den angebotenen Zusatzoptionen und der Verarbeitungsqualität.

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Autoren: Hansueli Dierauer und Tobias Gelencsér arbeiten im Departement für Bodenwissenschaften des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in der Schweiz.

 

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