AckerbauGetreideSommerweizensorten für 2019

Sommerweizensorten für 2019

Wenn Winterweizen auswintert, ist Sommerweizen der Plan P. Foto: Landpixel

Mit rund 6.400 ha nahm der Sommerweizen im vergangenen Jahr in Bayern deutlich weniger als ein Prozent der Getreidefläche ein. Nicht miteinkalkuliert sind hierbei die im Spätherbst ausgesäten Sommerweizenbestände. Die werden in der Regel zu den Winterweizen mitgezählt. Grundsätzlich ist diese Entwicklung nicht neu. Sind die Aussaatbedingungen im Herbst schlecht – wie es 2017 in Norddeutschland der Fall war –, oder wintert das Wintergetreide aus, wie wir es noch aus dem Jahr 2012 in Nordbayern kennen, greifen die Landwirte verstärkt wieder zum Sommerweizen. Diese Situationen führen jedoch immer wieder zu Engpässen beim Saatgut. Experten raten jedoch auch bei Saatgutknappheit vom Kauf unbekannter ausländischer Sommerweizen ab. In der Vergangenheit führte der Anbau nicht angepasster Sorten des Öfteren zu Missernten. Achten Sie auch darauf, dass es sich wirklich um Sommerweizen handelt. Einen Winterweizen im Frühjahr anzubauen wäre schlichtweg sinnlos. Ohne einen mehrwöchigen Kältereiz (Vernalisation) geht das Getreide nicht in die Schoßphase über und bildet keine Ähren. 2018 beobachteten wir wieder sehr uneinheitliche Sommerweizenbestände. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass ein Teil der Pflanzen deutlich kürzer war und die Ähren teilweise oder vollständig in der Blattscheide stecken blieben. Im Inneren des Halmes fanden wir meist eine bräunliche Fraßrinne von der Ähre bis zum obersten Halmknoten und die gelblich-weißen Maden der Gelben Getreidehalmfliege. Die Folge waren eine verringerte Kornzahl pro Ähre, Schmachtkorn und im Extremfall Taubährigkeit. Krankheiten spielten aufgrund der Trockenheit nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich Braunrost trat in Franken stärker auf.

 

Landessortenversuch

In Bayern gibt es mittlerweile nur mehr zwei Landessortenversuche (LSV). Grund dafür ist die geringe Anbaubedeutung von Sommerweizen. Auch die angrenzenden Bundesländer führen nur mehr wenige Sommerweizenversuche durch. Aufgrund der geringen Datenbasis werden deshalb seit 2017 die beiden Anbaugebiete „Ackerbaugebiete Südwest“ und „Ackerbaugebiete Süd“ zu dem „Großraum Süddeutschland“ zusammengefasst. Dieses Jahr standen vier E- und sechs A-Weizen im Versuch. Jede Sorte wird im LSV in zwei Intensitätsstufen geprüft. Die intensive Stufe 2 wird nach Bedarf mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Die extensive Stufe 1 erhält dagegen keine Fungizide und keinen bzw. wenig Wachstumsregler. Der Ertragsvorteil der intensiven Varianten beträgt im fünfjährigen Mittel 13 dt/ha – also 19 %. 2018 fielen die Mehrerträge aufgrund der Trockenheit aber deutlich geringer aus. Die Mehrkosten betragen im Fünf jahresmittel rund 130 Euro/ha. Bei den vorherrschenden Erzeugerpreisen von deutlich über 10 Euro/dt ist die intensive Variante somit meist wirtschaftlich rentabel. Bis auf die Sorten Anabel, Jasmund und Servus wurden alle LSV-Kandidaten im Rahmen der Sortenzulassung neben dem Frühjahrsanbau auch bei später Herbstaussaat (Ende Oktober/ November) getestet. Da in den vergangenen Jahren jedoch nur selten Auswinterungsschäden auftraten und der Sommerweizen- LSV ausschließlich im Frühjahr gesät wird, sind Aussagen über die Winterhärte der Sorten nur begrenzt möglich. Das Bundessortenamt beschreibt aber die Sorten Jack (E), Lennox (E), Matthus (A) und Thasos (E) als überdurchschnittlich winterhart.

 

E-Weizen

KWS Scirocco zählt mit einem mehrjährigen Relativertrag von 95 % in der intensiven Stufe nicht zu den Hochertragsweizen. Die Vorzüge der großkörnigen und etwas früher reifenden Sorte liegen vor allem in den sehr hohen Werten bei Rohproteingehalt und Backvolumen. Die geringe Gelbrostresistenz ist maßgeblich für das schwache Abschneiden in der extensiven Stufe 1 verantwortlich. Auch für Blattseptoria zeigt sich KWS Scirocco anfälliger. Der Ertragsaufbau erfolgt über ein sehr hohes Tausendkorngewicht (TKG) bei niedriger Kornzahl pro Ähre. Anabel wurde nicht in Deutschland, sondern in einem anderen europäischen Land zugelassen. Die Sorte kann somit auch hier vertrieben werden. Mit Relativerträgen von 99 % in Stufe 2 und 101 % in Stufe 1 bringt sie ansprechende Ergebnisse. Die guten Leistungen gehen jedoch mit einem für E-Weizen etwas knappen Rohproteingehalt einher. Anabel liefert in Bayern unterdurchschnittliche Werte in der Sortierung und beim TKG. Günstig ist bei der kurzstrohigen Sorte dagegen die sehr gute Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau und Gelbrost. Einjährige Ergebnisse deuten auf eine mittlere Fusariumresistenz hin. KWS Sharki liefert für einen E-Weizen gute Erträge und hohe Rohproteingehalte. Sein Hektolitergewicht und das TKG sind ebenfalls überdurchschnittlich. Gegen Gelbrost ist er gut resistent. Anfälliger zeigt er sich für Braunrost, und auch die Resistenz gegen Mehltau und Fusarium wird nur als mittel bewertet. Auf die starke Lagerneigung ist beim Anbau zu achten. Zenon bringt mit einem Relativertrag von 97 % in der intensiven Stufe ein etwas besseres Ergebnis als KWS Scirocco. Positiv fällt sein sehr hoher Rohproteingehalt auf und auch in der Fallzahlstabilität wird Zenon als gut eingestuft. Die etwas später reifende Sorte ist standfest und verfügt über eine ausgewogene Resistenzausstattung.

 

A-Weizen

Der Grannenweizen Cornetto liefert in den Intensivvarianten durchschnittliche A-Weizenerträge und stabil hohe Fallzahlen. Beim Rohproteingehalt wie beim Kornertrag der extensiven Stufe erzielen die anderen Prüfkandidaten meist bessere Ergebnisse. Seine Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau ist sehr gut. Anfälliger zeigt er sich für Blattseptoria, und auch gegen Gelbrost und Fusarium sind die Resistenzen nur mittel. In der Reife ist die schwächer bestockende Sorte etwas später. Quintus ist ebenfalls ein begrannter Weizen. Er bringt in Stufe 2 einen Relativertrag von 100 % und Rohproteinwerte, die etwa auf mittlerem A-Weizen-Niveau liegen. Mit seiner sehr guten Gelbrostresistenz und der guten Widerstandsfähigkeit gegen Braunrost und Fusarium ist er, abgesehen von seiner stärkeren Mehltauanfälligkeit, ein gesunder Weizen. Seine Standfestigkeit ist mittel bis gut. Licamero weist in beiden Behandlungsstufen ansprechende Erträge auf. Sein Rohproteingehalt liegt bei den A-Weizen im mittleren Bereich. Zu beachten ist die starke Braunrostanfälligkeit. Positiv fällt seine gute Fusariumresistenz auf. KWS Mistral liefert gut Erträge und ähnliche Rohproteingehalte wie Quintus und Licamero. Sein Hektolitergewicht ist überdurchschnittlich. Ungünstig ist die stärkere Anfälligkeit für Blattseptoria. Mit mittleren Noten in der Gelbrost- und Fusariumresistenz zählt KWS Mistral auch hier zu den etwas anfälligeren Sorten. Servus zeigt sich besonders in der extensiven Stufe ertragsstark. Er verfügt über hohe und stabile Fallzahlen sowie über gute Resistenzen gegen Mehltau und Gelbrost. Ebenfalls positiv ist seine gute Standfestigkeit. Anfälliger zeigt sich die kurzstrohige Sorte für Braunrost, und auch die Fusariumresistenz ist nur mittel. Mit seinem hohen Rohproteingehalt liegt er, wie die Neuzulassung Jasmund, bei den Weizen der Qualitätsgruppe A im Mittelfeld. Jasmund kann sich im Ertrag bis jetzt nicht von den älteren A-Sorten abheben. In den Qualitätsmerkmalen und der Resistenzausstattung weist die kurzstrohige Sorte keine Auffälligkeiten auf. Vorteilhaft ist ihre gute Standfestigkeit.

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