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Schlachtkapazitäten-Ausweitung lässt auf sich warten

In Österreich verständigten sich Politiker und Branchenvertreter 2022 auf die Übergangsfrist 2040 für bestehende Ställe. Die Einigkeit über den Gesetzestext hat kaum zwei Jahre gehalten.
Quelle: Krumanop/shutterstock.com

In Deutschland fehlen wöchentlich mindestens 80.000 Schlachtungen, damit der coronabedingte Angebotsüberhang von aktuell etwa 480.000 Schlachtschweinen nicht noch größer wird. Darauf hat die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) in den vergangenen Tagen eindringlich hingewiesen. An die Politik erging der dringende Appell, vermehrte Schlachtungen zu ermöglichen. In der Praxis scheint es damit laut einem Bericht der „Nordwest-Zeitung“ zu haken, denn verschiedene Schlachtunternehmen in Niedersachsen hätten noch keine Zusage für die Genehmigung von Sonntagsarbeit oder für den Feiertag am Reformationstag erhalten, teilte die ISN mit. Den Gewerbeaufsichtsämtern fehle dazu noch die Direktive durch das Sozialministerium in Hannover. Bisher führte der Schweinestau in Deutschland noch nicht zu einem Minus bei der VEZG-Notierung, er führt aber zu großer Verunsicherung am EU-Schweinemarkt.

Keine aktive Unterstützung?

„Unser Eindruck ist, dass man von Seiten der jeweiligen Landwirtschaftsministerien alles tut, um den Schweinehaltern aus der Notlage zu helfen. Bei den außerdem zuständigen Arbeits- und Sozialressorts sieht das aber nach unserer Wahrnehmung deutlich anders aus“, erklärte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Man wolle zwar offiziell nicht im Weg stehen, aber ein aktives „unter die Arme greifen“ sehe definitiv anders aus. Laut ISN versuchen bundesweit mehrere Schlachtunternehmen trotz Corona-Auflagen und knappem Personal die Schlachtungen auszuweiten, um dem Schweinestau zu begegnen. Wie das Landvolk Niedersachsen berichtete, haben in diesem Bundesland aber nur wenige Schlachthöfe einen Antrag auf Genehmigung von Sonntagsarbeit gestellt; bei zwei Betrieben lägen diese nun nach Auskunft des Sozialministeriums vor. Die Forderung nach einer Ausweitung der Schlachtkapazitäten lag schon vor mehr als zwei Wochen bei einem Fleischgipfel am Tisch. Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner sprach sich zu diesem Zeitpunkt für eine Ausweitung der Sondergenehmigungen aus.

Schwere Schweine bringen weniger Geld

Das Landvolk Niedersachsen und die ISN drängen angesichts der sich verschärfenden Situation in den Ställen gleichermaßen auf eine Erhöhung der Schlacht- und Zerlegekapazitäten. Laut ISN könnten die wöchentlichen Schlachtungen um mehr als 100.000 Stück gesteigert werden, wenn die führenden Unternehmen Tönnies und Vion wieder komplett hochgefahren würden. Es sei auch nicht zu verstehen, warum im großen Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück die Kapazitäten nicht ausgelastet werden könnten. Der Vorsitzende des Veredlungsausschusses im Landvolk, Hubertus Berges, kritisierte zudem, dass die Schweine wegen der verzögerten Vermarktung immer schwerer und dann bei der Abrechnung im Schlachthof preislich abgestraft würden, was die Mästererlöse zusätzlich mindere. „Wir fordern, dass die sogenannte Abrechnungsmaske für die Schweine nach oben geöffnet wird, um die zusätzliche Benachteiligung für die Betriebe zu beenden“, so Berges.

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