BioLegehennen im Mobilstall

Legehennen im Mobilstall

„Mia leng für’n Baxnerhof“, sagt die eine Henne zur anderen. Die sprechenden Hühner sind Teil eines Werbe-Transparents, das an der Längsseite eines großen, weißen Wagens hängt. Jedem, der von Bachhausen nach Fahrenzhausen bei München fährt, fällt dieses Transparent auf. Rundherum tummeln sich unzählige Hennen, gackern, picken und scharren. Sie lassen sich auch nicht in ihrem emsigen Treiben stören, als Christian Mößmer dazwischen zum Mobilstall schreitet. „Der Mobilstall selbst ist meine beste Werbung“, erzählt der 28-jährige Landwirt vom Baxnerhof, während er Ei für Ei aus einer Lade voller Dinkelspelzen herausnimmt. Mehr als 550 Eier legen seine Hühner täglich in die Nester der beiden Mobilställe. „Endlich genug, um die Nachfrage zu decken“, sagt Mößmer und wirkt erleichtert. Die große Nachfrage war sein Hauptproblem der vergangenen drei Jahre.

Von 0 auf 600 Hühner

Im März 2016 startete Christian Mößmer mit Legehennen samt Direktvermarktung. Der damals 26-jährige Bayer kaufte sich einen Mobilstall für 225 Hühner. „Nach Ostern erlebten wir eine Flaute, wir hatten zweitweise über 1.000 Eier liegen“, erinnert sich Mößmer. Nach vier bis fünf Monaten aber platzte der Knoten und der Bio-Bauer konnte der wachsenden Nachfrage nicht mehr nachkommen. „Ich weiß nicht warum, aber plötzlich kamen so viele Kunden. Oft hatten wir schon zu Mittag keine Eier mehr.“ Vor Weihnachten legte er sich daher einen zweiten Mobilstall für 225 Hühner zu. „Als wir Mitte 2017 wieder zu wenige Eier hatten, tauschten wir die beiden Mobilställe durch zwei 300er-Mobilställe aus. Jetzt passen Angebot und Nachfrage endlich zusammen“, fasst der Landwirt die Entwicklung zusammen.

Mit Mobilställen habe er sich schon lange zuvor beschäftigt, weil sie für ihn einige Vorteile mit sich bringen. „Bei festen Ställen ist die Grasnarbe vor dem Auslauf fast immer beschädigt. Außerdem sind Mobilställe eine gute Werbung neben den Straßen.“ Mit seinem 70 PS starken Traktor zieht Christian Mößmer die Mobilställe jede Woche um eineinhalb Wagenlängen weiter. Den Zaun steckt er monatlich um. Trotz der 600 Hühner muss Mößmer die 1,8 Hektar große Wiese mähen. Die gesamte Wiese können die Hühner im Sommer nicht abweiden. „Ein Hektar würde dafür reichen“, erklärt er.

Im Mobilstall befinden sich die Sitzstangen, die Fütterung und Tränken sowie die Legenester. Links hinten sieht man den Wassertank.

550 Eier ohne Werbung

Mehr als 550 Eier legen Christian Mößmers Hühner jeden Tag – eine Menge, die er täglich verkaufen muss. „Dass der Absatz ab Hof so gut läuft, hätte ich mir nie erträumen lassen“, weiß Mößmer selbst nicht genau, warum es so gut funktioniert. Einmal, zu Beginn, habe er in der Gemeindezeitung berichtet, dass er ab sofort Bio-Freilandeier anbietet. Eine Webseite, einen Facebook-Auftritt oder Anzeigen – das alles hat Christian Mößmer nicht. „Die Mobilställe selbst sind meine beste Werbung“, erklärt er. Drei Viertel der Eier verkaufe er in seinem Hofladen, dazu hat er die ehemalige Milchkammer am Hof umfunktioniert. Dort können sich die Kunden Eier, Nudeln, Apfelsaft und Kartoffeln holen. 40 Cent pro Ei verlangt Mößmer. Das Geld legen die Kunden in eine offene Kassa, dort entnehmen sie auch das Wechselgeld. „Meine Kunden sind ehrliche Menschen“, sagt Christian Mößmer. In der Nacht ist der Verkaufsraum geschlossen. Das restliche Viertel der Eier liefert der junge Bio-Bauer an den Edeka-Supermarkt im Ort um 37 Cent pro Ei. Aufgrund des Verkaufs an einen Wiederverkäufer muss Christian Mößmer eine Kleinstpackstelle haben. Dazu hat er einen sauberen, gefliesten Raum im Keller umfunktioniert. Hier werden die Eier gewogen und sortiert. Berater Thomas Neumaier zählt auf: „Für die Packstelle braucht man einen sauberen Raum, eine eichfähige Waage, ein Waschbecken und hygienisch einwandfreie Ablagen. Nach der Zulassung bekommt man einen Stempel, mit dem jedes Ei zu markieren ist.“ Dieser Vorgang dauert am Betrieb von Christian Mößmer täglich 1,5 Stunden. Eine automatische Sortieranlage soll aber in den nächsten Monaten die Arbeit erleichtern. Ein großer Vorteil ist für Mößmer die Nähe zu München. Zehn Kilometer entfernt vom Fahrenzhauser Biohof beginnen die Münchner Vororte. Trotzdem sei gut die Hälfte seiner Kunden aus dem eigenen Gemeindegebiet, erklärt der Landwirt. Für Landwirte, deren Hof sich weiter weg von potenziellen Kunden befindet, empfiehlt Naturland-Berater Thomas Neumaier fixe Verträge mit den örtlichen Supermärkten. „Hier wird dann meist ein kleinerer Teil über den Hofladen verkauft“, so Neumaier.

Der Kaltscharr-Raum unter dem Mobilstall wird sehr gerne angenommen, weil die Hühner hier sicher vor Greifvögeln sind.

Hühner-Tausch nach einem Jahr

Die Junghennen der Rasse Lohmann Brown sind 18 Wochen alt, wenn sie in den Mobilstall kommen. Christian Mößmer kauft sie von einem Junghennen-Aufzuchtbetrieb um 10,50 Euro (netto) pro Tier. Etliche Aufzüchter bieten die sogenannte Bruderhahn-Aufzucht mit an. Hier werden die männlichen Küken nicht sofort getötet, sondern ebenfalls aufgezogen. Aufgrund der schlechteren Mastleistung werden diese Bruderhähne durch den Junghennen-Verkauf querfinanziert. „Junghennen aus dem Bruderhahnprojekt kosten zwischen 16 und 18 Euro“, gibt Naturland-Berater Thomas Neumaier Einblick. Das Lichtprogramm im Mobilstall gleicht jenem des Aufzuchtbetriebs und gibt den Hühnern zwölf Stunden Licht pro Tag. In den folgenden Wochen wird die Lichtlänge um jeweils eine halbe Stunde verlängert, bis zur 24. Lebenswoche der Hühner 15 Stunden erreicht sind. Nach zwei bis drei Wochen beginnen die Junghennen zu legen. Zwölf Monate später werden die Hühner geschlachtet und als Suppenhühner verkauft. „Das ist kein schöner Tag“, gibt der junge Landwirt zu. Die fehlende Wirtschaftlichkeit lasse aber nicht viel mehr zu. „Nach einem Jahr müsste ich sie mausern lassen und danach ist die Legeleistung nicht mehr so gut“, erklärt er. Während er die Hühner im ersten Stall nach Ostern ausstallt, wechselt er im zweiten Stall Ende Oktober. So stellt er sicher, dass an beiden Nachfrage-Spitzen zu Ostern und zu Weihnachten genügend Eier da sind. „Dass man dann Suppenhühner kaufen kann, teile ich den Kunden mit Zetteln im Eierkarton mit. Meistens kann ich alle Hühner schon im Vorhinein verkaufen“, erklärt Mößmer. In der Nacht gibt er die schlafenden Hühner dazu in Käfige, mit denen er um 4 Uhr morgens zum Schlachthaus fährt. „Nachdem dort auch Dämmerlicht ist, wachen die Hühner gar nicht wirklich auf“, erklärt er. „Um 7 Uhr ist alles vorbei und ich kann die küchenfertig verpackten Suppenhühner wieder mitnehmen.“ Noch am gleichen Tag werden diese von den Kunden am Biohof abgeholt. Der Preis beträgt 8 Euro/kg, die Suppenhühner wiegen im Durchschnitt 1,2 kg. Die Kosten für die Schlachtung liegen bei 2,20 Euro pro Huhn.

Einmal pro Woche wird das Kotband mit einer Kurbel bewegt und der Mist in eine Frontladerschaufel entleert.
Die Eier liegen in Dinkelspelzen und werden täglich entnommen.

Würde wieder mit 200 starten

„Ich würde wieder mit 200 Hennen beginnen“, antwortet Christian Mößmer auf die Frage, was er anderen Landwirten raten würde. „Fünfzig Hennen machen fast genauso viel Arbeit wie 200. Außerdem hat man schnell zu wenig Eier und die Kunden kommen dann nicht wieder.“ Auch Naturland-Fachberater Thomas Neumaier schlägt in die gleiche Kerbe: „Ein spürbares Zusatzeinkommen startet in Mobilställen ab ca. 200 Hühner.“ Wer ein Altgebäude günstig umbaut, könne aber auch mit weniger Hühnern Geld verdienen.

Drei viertel der Eier verkauft Christian Mößmer über den kleinen Hofladen. Er hat dazu die ehemalige Milchkammer umfunktioniert.
Quelle: Goldberger

Fahrenzhauser Biohof

Eigentümer: Christian Mößmer (28 Jahre alt, Betriebsleiter seit 2016)

2 Mobilställe à 300 Legehennen , 12 ha Ackerbau, 2 ha Grünland, Bio seit 12 Jahren, Direktvermarktung von Eiern, Nudeln, Kartoffeln, Apfelsaft

 

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