Bauernsprecher Hans MeisterLeere Kilometer für Traktorkauf

Leere Kilometer für Traktorkauf

Herr P. aus der Steiermark schreibt mir: „Das Lagerhaus Eferding-OÖ Mitte Filiale Lambach inserierte im Jänner 2019 auf Landwirt.com einen gebrauchten John Deere 6105r zum Verkaufspreis von 68.500 Euro. Als Kontaktperson des Lagerhauses war Herr H. angegeben.

Nach einiger Diskussion des Familienrates entschieden wir dieser Traktor würde zu unserem Betrieb und in unser Budget passen. Somit kontaktierte ich die Filiale in Lambach und erfuhr, dass Herr H. auf Urlaub ist und erst wieder am Montag nächster Woche ab 7 Uhr 30 erreichbar sei. An besagtem Montag um acht Uhr kontaktierte ich den Verkäufer Herrn H. Er machte am Telefon einen sehr freundlichen und kompetenten Eindruck und fragte gleich nach, wann wir den Traktor besichtigen kämen, weil man vor Ort besser sprechen könne. Ich erklärte ihm, dass ich vor 10 Uhr nicht wegfahren kann und rund 250 Kilometer Anfahrt habe.

Somit vereinbarten wir um 13 Uhr einen Besichtigungstermin. Ein paar Minuten nach 13 Uhr waren ein Bekannter, der einen gleichen Traktor besitzt, und ich dann vor Ort. Wir mussten dann etwa zehn Minuten vor dem Büro von Verkäufer Herrn H. warten, da er gerade einen Kunden hatte. Danach erklärte uns Herr H., dass er dem Kunden gerade den Traktor verkauft habe. Wir fragten ihn, ob das ein schlechter Scherz sei und was das solle, wenn wir um 13 Uhr einen Termin vereinbart hatten nach einer so lange Anfahrt. Herr H. erklärte uns, dass er den Traktor nicht für uns reservieren könne und der andere Kunde auch eine lange Anfahrt gehabt habe. Er machte uns noch das Angebot, dass wir den Traktor besichtigen könnten.

Gesagt, getan. Der Traktor wäre perfekt gewesen und wir hätten ihn sofort gekauft. Danach machten wir uns wieder auf die Heimreise und konnten es fast nicht glauben was da gerade passiert war. Es ist ärgerlich um die vertane Zeit und die unnötigen Kosten von insgesamt 510 Kilometern. Und was mich am meisten trifft, ist, dass ich schon länger auf der Suche nach einem solchen Traktor bin.“

Verbindliche Zusicherung

Keine Frage, die Enttäuschung von Landwirt P. ist zu Recht groß. Er hat den richtigen Traktor gefunden, einen Besprechungstermin vereinbart und ist 500 Kilometer zur Besichtigung gefahren. Soweit alles richtig gemacht. Was fehlt, ist die verbindliche Zusicherung des Verkäufers, den Traktor inzwischen nicht zu verkaufen.

Eine Absicherung bei solchen Geschäften ist grundsätzlich schwierig und es bleibt immer das Risiko, dass man zu spät kommt. Einerseits kann der Kaufinteressierte bevor er die Maschine gesehen hat, keine Kaufzusage geben. Andererseits will der Verkäufer natürlich so schnell wie möglich verkaufen. Und genau dazwischen liegt das Risiko. In der Praxis funktionieren solche Geschäfte am besten im Sinne eines „Gentlemen‘s Agreement“. Also einer verbindlichen Vereinbarung zwischen zwei Geschäftspartnern. In diesem Fall die Vereinbarung, dass der Traktor vor dem Besichtigungstermin um 13 Uhr nicht verkauft wird. Diese Zusicherung hat das Lagerhaus nicht gegeben – wohl wissend, dass da ein potenzieller Kunde dann 500 Kilometer umsonst fährt. Das ist so nicht korrekt und schon gar nicht kundenfreundlich.

Auf mein diesbezügliches Schreiben reagierte das Lagerhaus Eferding-OÖ Mitte folgendermaßen: „… teile ich Ihnen mit, dass uns die Unannehmlichkeiten für Ihren Leser sehr leid tun…. Dass ein anderer Interessent den Traktor Ihrem Leser vor der Nase weggeschnappt hat, war leider nicht vorhersehbar….Wir ersuchen Sie, Ihrem Leser unser Bedauern mitzuteilen.“ Mit etwas  Fingerspitzengefühl, Respekt und gutem Willen seitens des Verkäufers lassen sich solche Dummheiten vermeiden.

Sie wollen uns Ihre Meinung zum Thema sagen? Schreiben Sie uns:

hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0043 316/821636-167, Fax: DW 151

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