BioBio-SchweinBio-Schweinemarkt: Kein Wachsen oder Weichen

Bio-Schweinemarkt: Kein Wachsen oder Weichen

Hans Ollmann ist Geschäftsführer von Bioschwein Austria.
Quelle: zVg

LANDWIRT bio: Ist der Bio-Schweinemarkt aufnahmefähig für Neueinsteiger?

Hans Ollmann: Ja, der Bio-Schweinemarkt ist aufnahmefähig. Wir haben seit Jahren eine sehr hohe Nachfrage. Seit Beginn der Corona-Krise hat sich der Absatz nochmals rapide erhöht.

Wie hängt die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch mit Corona zusammen?

Dass sich mehr und mehr Menschen von konventionellem Fleisch abwenden und weniger Fleisch essen, das dann aus Bio-Produktion stammen soll, hat viele Gründe: Die Regenwaldbrände in Brasilien zum Beispiel, die verdeutlicht haben, was der Sojaimport aus diesen Ländern bewirkt. Auch Greta Thunbergs Klimaschutzaktivitäten oder die anhaltenden Tierwohl-Diskussionen haben viele zu einem geänderten Konsumverhalten bewegt. Und die Corona-Krise mit den einhergehenden Schlachthofskandalen haben wohl ebenfalls dazu beigetragen.

Nimmt der Bio-Schweinemarkt den konventionellen Kollegen also die Konsumenten weg?

Nein, gar nicht. Unser Klientel hat sich bewusst gegen konventionelles Schweinefleisch entschieden. Die Alternative zu Bio-Fleisch wäre für diese Gruppe wohl, vegetarisch zu essen. Wir halten daher eine gewisse Käuferschicht beim Fleischkonsum, die man ansonsten verlieren würde. Außerdem liegt der Bio-Anteil bei Schweinen in Österreich bei gut zwei Prozent und in Deutschland sogar darunter. Er wird sich zwar in den nächsten sieben bis zehn Jahren verdoppeln, aber das ist immer noch ein zu kleiner Anteil, als dass man von Konkurrenz sprechen könnte.

Warum ist der Anteil im Vergleich zu anderen Bio-Sparten so gering?

Ein Grund dafür ist wohl der Preis. Bio-Schweinefleisch kostet im Laden doppelt so viel wie konventionelles. Aktionen gibt es bei Bio-Schweinefleisch im Gegensatz zu konventionellem nicht, sodass der Preisabstand meist sogar noch größer ist. Ein zweiter Grund liegt auch in den herausfordernden Produktionsrichtlinien für Bio-Zuchtsauen. Die Menschen, die Bio-Schweinefleisch kaufen, machen das ganz bewusst und nicht, weil eh kaum ein Preisunterschied wäre. Genau diese Konsumenten werden immer mehr, sodass wir derzeit die Nachfrage kaum decken können.

Deshalb suchen Sie Neueinsteiger?

Genau, wir wollen, dass das Bio-Schweineangebot kontinuierlich wächst. Nur so können wir die laufend steigende Nachfrage auch decken. Wir können ja nicht kurzfristig reagieren, denn wenn ich heute ein Bio-Mastschwein brauche, muss dafür ein Bio-Bauer vor einem Jahr eine Zuchtsau belegt haben. Wir können daher ohnehin nie kurzfristig auf den Markt reagieren, aber langfristig können wir uns darauf einstellen, dass mehr Bio-Schweine gefragt sein werden, und dazu braucht es in erster Linie neue Bio-Ferkelerzeuger.

Der Markt reagiert bei starker Nachfrage mit hohen Preisen. In Österreich ist der Preis für Bio-Schweine hingegen sehr stabil. Warum?

Weil der freie Markt Schwankungen schafft, die niemandem dienen. Wir hatten vor Jahren dieses System des freien Marktpreises. Das hat dazu geführt, dass Bio-Bauern ein paar zusätzliche Zuchtsauen eingestallt haben, wenn der Preis gut war, und mehr Zuchtsauen ausgemerzt haben, wenn der Preis schlecht war. Bis man die Auswirkungen in Form von mehr oder weniger Bio-Mastschweinen am Markt gemerkt hat, verging ein Jahr. Zu 90 % hatte sich der Markt bis dahin jedoch gedreht und wir hatten mehr Mastschweine am Markt bei gleichzeitig schwächerer Nachfrage und umgekehrt. Damit einher ging eine Berg- und Talfahrt der Preise. Daher war uns klar, dass wir diese Schwankungen wegbringen müssen, und das haben wir geschafft.

Wie?

Mit drei Maßnahmen: Wir haben den Ferkelpreis mit einem fixen Faktor an den Mastschweinepreis gekoppelt und damit den Spekulationen auf dieser Ebene den Wind aus den Segeln genommen. Wir haben den Export eingestellt, weil dieser nur dann gut funktionierte, wenn Bio-Schweine gefragt waren, und bei schwachen Marktphasen dann zu Überschüssen geführt hat. Wir konzentrieren uns jetzt nur mehr auf den Inlandsmarkt. Als dritten Punkt haben wir die Kundenpreise fixiert. All diese Punkte haben dazu geführt, dass Bio-Landwirte mit einem gleichbleibenden Preis über das gesamte Jahr rechnen können.

Damit kommt es vor, dass Sie nicht immer den höchstmöglichen Preis für die Bauern rausholen.

Wir haben damit aber etwas geschafft, was viel wichtiger ist, als heute ein paar Cent mehr zu bekommen und morgen dafür ein paar Cent weniger. Wir haben das Prinzip Wachsen oder Weichen gestoppt. Unsere Betriebe brauchen nicht wachsen, weil der Preis kontinuierlich steigt. Wir hatten bei den Kundenpreisen seit 13 Jahren keine Preissenkungen, sondern meistens zu Jahresende eine leichte Preiserhöhung. Diese geben wir an die Bauern weiter.

Ab welcher Bestandsgröße kann man von der Bio-Ferkelproduktion leben?

Wir haben Betriebe mit 20 Zuchtsauen und angeschlossener Mast, die davon gut leben können. Die meisten Betriebe wachsen nicht, das ist auch nicht nötig. Die Deckungsbeiträge guter Betriebe liegen bei 1.500 bis 1.800 Euro pro Zuchtsau und Jahr. Wir haben Bestände von einer Zuchtsau bis 150 Zuchtsauen. In letzter Zeit haben wir auch vermehrt Rinderbetriebe, die mit Bio-Zuchtsauen starten. Die Ferkelproduktion könnte für den einen oder anderen Bio-Milchviehbetrieb, der die neue Weideregelung nicht einhalten kann, eine gute Alternative sein. In allen Fällen versuchen wir, Direktbezüge zwischen Ferkelerzeugern und Mästern herzustellen, und in 95 % der Fälle schaffen wir das auch.

Ollmann sagt: “Wir haben Betriebe mit 20 Zuchtsauen und angeschlossener Mast, die davon gut leben können.”
Quelle: Goldbgerger

Mit welchen Investitionskosten muss man rechnen?

Das ist ganz unterschiedlich. In den meisten Fällen sind umfassende Baumaßnahmen nötig, sodass man rasch Investitionskosten von 10.000 Euro pro Zuchtsau erreicht. Ärgerlich ist, dass zum Beispiel in Oberösterreich die Investitionsförderung bereits ausgelaufen ist, während Niederösterreich oder das Burgenland diese Investitionen weiterhin fördern. Hier verstehe ich die Politik nicht, weil man dadurch Schwankungen erzeugt. Viele Landwirte warten, bis Investitionen wieder gefördert werden.

Wie viele zusätzliche Zuchtsauen braucht der Bio-Schweinemarkt?

So detailliert in die Zukunft zu blicken, ist nicht ganz so einfach. Sollte sich der Bio-Schweinemarkt weiterhin so entwickeln wie in den vergangenen Jahren, so wären österreichweit jährlich ca. 200 bis 300 zusätzliche Zuchtsauen nötig.

Wie soll ein Betrieb vorgehen, der sich für Bio-Schweine interessiert?

Informieren steht an erster Stelle. Dazu stehen wir Vermarkter und die Beratung zur Verfügung. Zudem bietet das Bio-Institut in Wels-Thalheim mit ihrer 45-Sauen-Herde jeden Mo- nat einen Tag der offenen Stalltür an. Wichtig ist, sich Bio-Ställe anzusehen und mit Bio-Schweinebauern zu sprechen. Ich kann Betriebe ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn deine Produkte gefragt sind.

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LANDWIRT Info

In Deutschland gestaltet sich die Situation am Bio-Schweinemarkt sehr ähnlich. Einsteiger in die Bio-Ferkelproduktion sind auch hier gesucht. Aufgrund der vielen Player am Bio-Schweinemarkt und des stärkeren internationalen Handels ist die Preisbildung in Deutschland individueller. Für Verbandsware werden in den meisten Fällen höhere Preise bezahlt.

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