AckerbauDüngungGülle bodennah ausbringen

Gülle bodennah ausbringen

Der Trend geht in Richtung größere und schwerere Fässer sowie bodennahe Ausbringung. Foto: andrekoehn/shutterstock.com

Nach dem Winter sind die Güllelager voll und so mancher Landwirt überlegt sich, in eine neue Ausbring- und Verteiltechnik zu investieren. Da dadurch die Technik für längere Zeit festgelegt wird sollte er sich vorab ausreichend informieren. Wir haben im vergangenen Jahr den Gülletag in Triesdorf besucht. Bei den Bayern lag der Schwerpunkt auf der Vermeidung von Emissionen bzw. Stickstoffverlusten. Ein Thema, das auch bei uns an Bedeutung gewinnt. In Österreich alleine gehen jedes Jahr 66 Kilotonnen Stickstoff als Ammoniak verloren. Das sind im Schnitt 42 kg Stickstoff je Hektar, die in die Luft gelangen und so die Umwelt und das Klima schädigen. Deshalb will die EU zukünftig mit der NEC-Richtlinie die Emissionen deutlich senken.

Ammoniakverluste vermeiden

Bringt man die Gülle bei ungünstigen Bedingungen aus, können bei der Breitverteilung mit Prallteller oder Schwenkverteiler bis 90 % des Ammoniaks in die Luft verloren gehen. Das ist fast die Hälfte des gesamten Stickstoffs in der Gülle. Deshalb schaden die Emissionen nicht nur der Umwelt, sondern auch den Landwirten. Wer an heißen Sommertagen in der Mittagszeit Gülle ausbringt, hat besonders hohe Stickstoffverluste. Anders sieht es in den Morgen- und Abendstunden oder bei trübem Wetter aus. Hier gehen die Emissionen zurück. Ist der Boden verdichtet, sickert die Gülle nur langsam ein. Die Stickstoffverluste sind dadurch höher als bei strukturierten Böden. Diese nehmen die Gülle schnell auf und binden die Nährstoffe. Aber auch ein höherer Wassergehalt in der Gülle würde die Emissionsverluste reduzieren. Bedenkt man die Kosten für Güllelagerraum und dass nach der Sperrzeit dieser Raum meist voll ist, so scheint eine zusätzliche Verdünnung unrealistisch. Eine bodennahe Ausbringtechnik ist eine zuverlässige Möglichkeit um Stickstoffverluste zu verringern. Sie reduziert den Kontakt der Gülle mit der Luft und weniger Emissionen werden frei. Die neuen Techniken sind aber kein Freibrief dafür, dass Gülle bei jeder Witterung und bei allen Bodenverhältnissen ausgebracht werden kann.

Was soll die Technik können?

  • eine gute Verteilung der Gülle: in Fahrtrichtung und in der Querverteilung
  • eine hohe Schlagkraft: die Zeitfenster für die Gülleausbringung sind kurz
  • geringe Anschaffungs- und Betriebskosten
  • eine geringe Bodenbelastung: bodennahe Ausbringtechniken sind schwer
  • Grünlanddüngung: das Futter sollte nicht verschmutzt werden
  • Grünland- und Ackertauglichkeit: kombinierte Betriebe müssen die Technik überall nutzen können

 

Welche Techniken gibt es?

Der Schleppschlauch ist die einfachste Form der bodennahen Ausbringung. Die Gülle wird auf dem Boden abgelegt, aber nicht eingearbeitet. Dennoch können die Ammoniakverluste gegenüber dem Breitverteiler um die Hälfte gesenkt werden. Ein höherer Pflanzenbestand, der die Gülle beschattet, ist bei dieser Technik vorteilhaft. Auf Ackerland ohne Bewuchs muss eine rasche Einarbeitung folgen. Die Vorteile der Technik sind eine hohe Schlagkraft und ein geringes Gewicht, das man auch mit kleiner Zugkraft bewegen kann. Außerdem ist der Scheppschlauch wenig anfällig für Störungen. Die Kosten liegen für neun Meter Arbeitsbreite bei 17.000 Euro.

Der Schleppschuh ist eine Weiterentwicklung des Schleppschlauches. Federbelastete Kufen an jedem Schlauch reißen einen Schlitz in die Bodenoberfläche. Die Gülle wird dort abgelegt und sickert leicht in den Boden ein. Gegenüber dem Schleppschlauch können die Ammoniakverluste noch mehr gesenkt werden. Es gibt bis zu 60 % weniger Emissionen als beim Breitverteiler. Im Grünland schiebt der Schleppschuh den Aufwuchs zur Seite. Deshalb wird das Futter bei dieser Technik weniger verschmutzt als beim Schleppschlauch. Allerdings kann es zu Narbenschäden kommen. Beim Schleppschuh muss man mit Investitionen von 30.000 Euro für neun Meter Arbeitsbreite rechnen.

Bei der Injektion wird die Gülle direkt in den Boden eingebracht. Dazu haben die Verteiler Grubberzinken oder Schlitzscheiben. Die Ammoniakverluste sind minimal und sinken um 80–90 % gegenüber dem Breitverteiler. Der Aufwand steigt an: Die Technik ist teuer in der Anschaffung und kostet über 30.000 Euro für sechs Meter Arbeitsbreite. Das hohe Gewicht führt dazu, dass die Technik nicht immer für die Straße tauglich ist. Außerdem braucht man große Zugmaschinen. Auf feuchten und schweren Böden im Grünland schädigen die Schlitzgeräte die Narbe und verschmutzen das Futter. Ein Kompromiss am Ackerland wäre die Breitverteilung mit Prallteller und Pendelverteiler und die sofortige Einarbeitung nach der Ausbringung. Die N-Verluste würden sehr stark gesenkt. Das ist aber mit einem zusätzlichen Arbeitsgang verbunden. Außerdem ist der Acker nach hohen Güllegaben möglicherweise nicht sofort wieder befahrbar.

Größer, breiter, schwerer

Die Schlagkraft bleibt auch wichtig. Die Geräte werden immer größer und schwerer. Gülletanks mit mehr als 20 m³ Inhalt sind keine Seltenheit mehr. Um die Schäden im Boden zu verringern, werden mehr Achsen mit größeren und breiteren Rädern verbaut. Zudem werden Achsen mit Spurverstellung (Schiebeachse) und Reifendruckregelanlagen angeboten. In Triesdorf wurde aber auch betont, dass die Geräte gegenüber früher leichter gebaut werden. Allerdings geht das gegen den Trend von mehr Schlagkraft, und darauf werden die Landwirte nur ungern verzichten.

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