BioBio-MilchviehFrisch auf den Tisch

Frisch auf den Tisch

Morgens und abends fährt Heiko Wolter mit dem Mählader auf die Felder und holt Grünfutter. Damit und zusätzlich etwas Heu füttert der Bio-Bauer aus Taufkirchen/Vils seine 48 Fleckvieh-Kühe von Mai bis Oktober. Nur in den Wintermonaten bekommen sie Grassilage. Die ist für ihn nur Notfutter, wenn draußen nichts Frisches wächst. Er schaut auf seine Obstbäume im Garten und vergleicht es damit: „Wenn ich jetzt eine Kirsche essen will, pflücke ich sie doch auch nicht zuerst vom Baum, koche sie ein und hole mir dann ein Glas Kirschen vom Vorjahr aus dem Keller.“


„Das Futter kommt niemals so gut aus dem Silo heraus, wie es hineinkommt.“


Eingrasen und Weide war bis vor 30 Jahren im Süddeutschen Raum weit verbreitet. Dann ging der Trend in Richtung Silage. Hauptargument für viele Landwirte: Zeit einsparen. In wenigen Tagen können sie mit dem entsprechend großen technischen Einsatz das Futter für ein ganzes Jahr produzieren und einlagern. Heiko Wolter sieht es anders: „Die zwei Fahrten täglich, um Grünfutter zu holen, dauern gleich lang, wie andere für die Herstellung der Totalen Mischration brauchen. Sie müssen die Siloballen auspacken oder den Block aus dem Fahrsilo schneiden. Dann befüllen sie den Futtermischwagen, mischen alles und legen es den Tieren vor. Zum Schluss müssen sie noch aufräumen und kehren.“ Das Feld, das am weitesten entfernt ist, erreicht er vom Hof aus in zehn Minuten.

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Grünfutter vom Acker

Das Grünfutter baut der Landwirt auf 30 ha Ackerfläche an. „Das reicht für meine 48 Kühe. Ich mische Saatgut von schmackhafter Luzerne und Klee mit energiereichen Gräsern wie Rotschwingel, Wiesenschwingel, Lieschgras, Knaulgras und Weidelgras. Nur damit fressen die Kühe ausreichend viel. Wir fangen im Frühjahr zeitig mit Eingrasen an. Dann ist der Bestand gestaffelt und das Futter hat die optimale Qualität.“ Heiko Wolter hat es für sich durchgerechnet: „Wir haben hohe Erntekosten für Silage, weil unsere Flächen klein geschnitten und weit verteilt sind. Damit sich das für unseren Betrieb lohnt, bräuchten wir immer den besten Schnittzeitpunkt für die optimale Futterqualität. Sobald das Wetter schlecht ist und sich die Ernte verschiebt, leidet diese. Das kostet.“

Seit der Umstellung auf Grünfütterung spart Heiko Wolter Futterkosten von 8 bis 10 Cent pro Kilogramm Milch ein. Für Betriebe, bei denen die Flächen besser liegen und die Erntekosten für Silage niedriger sind, geht er immer noch von einer Ersparnis von fünf Cent aus.


„Die Kosten des Silierens sparen wir uns.“


Wiesengras aus Dauergrünland eignet sich nicht für die alleinige Grünfütterung. Kühe fressen davon zu wenig, außerdem reicht die Energiedichte im Wiesengras nicht aus. Deshalb macht Heiko Wolter daraus ausschließlich Silage für den Winter. „Wir haben eine saisonale Abkalbung. Die Kälber kommen alle im Frühjahr und unsere Kühe geben 75 bis 80 % ihrer Milch im Sommer. Die kommt vollständig aus dem Grünfutter. Kraftfutter vom Typ 14/4 setzen wir maximal 200 Gramm pro Kilogramm Milch ein. Spätlaktation und Trockenstehzeit fallen in den Winter, da reicht die weniger hochwertige Grassilage. Das Kraftfutter liegt dann deutlich unter 100 Gramm pro Kilogramm Milch.“

Im Frühjahr stellt der Landwirt langsam von Silage auf Grünfutter um. So vermeidet er Verdauungsstörungen. Zusätzlich steht seinen Milchkühen durchgängig Heu zur freien Verfügung. „Die Kühe mischen sich so ihre Mischration selber. Im Durchschnitt haben wir 7.000 Kilogramm Milch, Fett und Eiweiß liegen im Sommer bei 3,8 und 3,4 Prozent. Damit sind wir zufrieden.“

Technik aus Irland

Der Bio-Bauer wollte schon immer möglichst viel Milch aus frischem Futter erzeugen. Die hofnahe Weide war mit 3 Hektar dafür allerdings zu klein. Deshalb hat er vor fünf Jahren mit dem Eingrasen begonnen und kaufte sich einen 30 Jahre alten Mählader von Mengele. Diesen hat er wieder hergerichtet, um das System auszuprobieren. Der Hauptgrund für seine Entscheidung lag in den beengten Platzverhältnissen auf den Feldern und an der Hofstelle. Ein Gespann aus Frontmähwerk, Schlepper und Ladewagen würde nicht durch seine Hofeinfahrt passen. 2016 musste Heiko Wolter die Maschine ersetzen. Der Landwirt reiste dafür mit seinem Sohn nach Irland und besichtigte Betriebe, die Zero Grazing betreiben. Dort stießen sie auch auf die entsprechende Technik, die es in Deutschland nicht gibt.

Der Betrieb

Heiko Wolter und Susanne Zinz mit Judith und Aaron
Bio-Milchviehbetrieb in Taufkirchen (Vils)

Betriebszweige:

  • 48 Fleckvieh-Milchkühe,
  • 30 Stück Jungvieh
  • 10 ha Dauergrünland
  • 35 ha Ackerbau (davon 30 ha Grünfutter, 5 ha Getreide)

Der Landwirt aus Deutschland kaufte sich auf der grünen Insel einen GRASSTECH Mählader mit einer Arbeitsbreite von 2,40 Meter und einem Ladevolumen von 22 Kubikmeter. Die Kosten lagen bei 40.000 Euro. Heiko Wolter ist mit seiner Entscheidung zufrieden: „Die Anschaffung sollte sich in zwei Jahren amortisieren. Tatsächlich hatten wir die Ausgaben nach 1,5 Jahren wieder erwirtschaftet. Nach über 1.000 Fuhren gab es bisher keine Schäden an der Maschine.“

Das Trommelmähwerk des Mähladers ist am Ladewagen beweglich über ein Gelenk befestigt. Entlastungsfedern reduzieren den Auflagedruck. Hinter den Scheiben ist ein geformtes Stahlblech montiert, auf dem das Schnittgut abgelegt wird. Statt einer Pickup nimmt ein Rechenkettenförderer das Grünfutter auf und wirft es von oben in den Ladewagen. „Dadurch wird das Futter nicht zusammengepresst. Das hilft beim Abladen und das Futter wärmt sich auch nicht auf.“ Heiko Wolter erklärt einen weiteren Vorteil des Systems: „Wir haben nur geringe Verschmutzungen, weil es keine Pickup gibt. Nur bei Maulwurfshügeln staubt es. Außerdem kann ich auch geringe Aufwüchse mähen und habe keine Verluste beim Aufladen.“

Eingrasen bei Regenwetter

Kritiker des Eingrasens stellen häufig die Frage, wie es bei Regenwetter aussieht. An solchen Tagen holt Heiko Wolter sein Futter von größeren Ausweichflächen, auf die er gerade einfahren kann und wo er nicht wenden muss. Dafür hat er seine Flächen im Blick: „Kleine Äcker, auf denen ich viel rangiere, wären natürlich bei Regen sofort kaputt. Die mähe ich in Trockenphasen.“ Lächelnd fügt er hinzu: „Manchmal regnet es zwei Wochen lang und dazwischen sind zwei schöne Tage. Da silieren viele Landwirte – trotz schlechtester Bodenverhältnisse. Auf 10 Metern haben sie bei der Erntekette dann sieben bis acht Überfahrten mit schwerem Gerät. Wir kommen mit vier Überfahrten aus.“

In seinem Laufstall hat der Landwirt keinen Futtertisch, sondern ein Futterband mit 1,50 m Breite. An beiden Seiten sind Fressgitter. Heiko Wolter belädt das Futterband mit einer kompletten Wagenladung Grünfutter. So haben die Kühe bis zur nächsten Fütterung immer etwas zu fressen. Nachschieben muss er bei diesem System nicht. Vor der nächsten Mahlzeit fährt der Bio-Bauer das Band zum Jungvieh. Mit dem Hoflader schiebt er das restliche Futter vor das Fressgitter. Die Nachzucht frisst die Reste komplett weg. Trotz der Grünfütterung haben die Kühe von Heiko Wolter Tag und Nacht Zugang zur angrenzenden Weide. Diese nutzen sie aber häufig nicht, weil sie das Gras auf dem Futterband lieber fressen. Ein Punkt, den Bio-Verbände kritisch sehen.

Kapital nicht einlagern

Heiko Wolter ist von der Wirtschaftlichkeit des Eingrasens überzeugt: „Bei der Fütterung von Ganzjahres-Silage liegt nach dem Grünlandschnitt das Kapital fest im Silo und wird erst nach Monaten zu Milchgeld. Ich hole heute Grünfutter, morgen habe ich davon Milch und übermorgen das Milchgeld. Es fällt auch nur die Hälfte an Ernte- bzw. Silierverlusten an, weil ich nur für sechs Monate Silage brauche. Damit konnten wir die Flächen- und Futterverwertung verbessern.“


„Der Wagen Gras von heute wird über Nacht zu 700 Liter Milch.“


Für Heiko Wolter ist das alte System des Eingrasens deshalb ein Schritt in die Zukunft. Auf seinem Betrieb verbindet er damit Tierwohl, Bodenschonung und Wirtschaftlichkeit. Interessierten Landwirten rät er: „Wer ein Frontmähwerk und einen Ladewagen hat, soll es einfach einmal ausprobieren. Dann kann man das Grünfutter parallel zur Silage anbieten und schauen, wie es in den Betriebsablauf passt.“ Dauerhaft ist eine Mischfütterung für Heiko Wollte nicht sinnvoll. Denn der Vorteil liegt im Wesentlichen darin, dass man die Kosten für das konservierte Notfutter minimiert – und stattdessen alles frisch auf den Tisch kommt.

Zero Grazing – das irische Vorbild

Foto: Agent-oo7/shutterstock

In Irland halten Betriebe ihre Rinder häufig auf der Ganzjahresweide. Das funktioniert bei Herdengrößen von bis zu 80 Rindern. Große Betriebe mit 200 bis 300 Tieren haben nicht ausreichend Weideflächen, die Treibwege verlängern sich auf mehrere Kilometer. Die Ausnutzung des Weidefutters liegt bei 60 %, der Rest geht verloren oder wird zertrampelt. Daraus hat sich die Grünfütterung entwickelt. So können die Landwirte das Gras effizient nutzen, ohne die Nachteile der Weidehaltung zu haben. Sie füttern Milchkühe und Mastrinder bis zu neun Monate im Jahr ausschließlich mit Grünfutter.

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