RindRinderzuchtForschung und Firmen vernetzen Daten aus dem Kuhstall

Forschung und Firmen vernetzen Daten aus dem Kuhstall

Informierten über die Fortschritte der Digitalisierung im Kuhstall (von links): Stefan Lindner (ZAR-Obmann), Andreas Täubl (Landwirt), Franz-Josef Auer, Andreas Feichtlbauer (GF Lely Österreich), Dr. Christa Egger-Danner (Konsortialleiterin D4Dariy), Franz Wasserbauer (GF Wasserbauer GmbH), Mario Fallast (smaXtec animal care GmbH). Foto: Auinger

Die Rinderzucht Austria setzt sich in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und Wirtschaft intensiv mit dem Thema Digitalisierung im Rinderstall auseinander und forscht nach praxisorientierten Lösungen für die bäuerlichen Betriebe. „Für die Landwirtschaft“, so Landwirt Andreas Täubl, „ist die Datenaufbereitung in der RDV mobil App und den damit verbundenen aktuellen Daten rund um die Geburt, Milchleistung, Gesundheitsmonitoring von großer Wichtigkeit. Mit dem elektronischen Stallbuch (EMED mobil) ist ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung gelungen.“ Neben tierärztlichen Diagnosen und Erregerinformationen aus den bakteriologischen Milchuntersuchungen wird nun mit der Arzneimittelanwendung ein weiterer Schritt in Richtung Transparenz in der Produktion, aber auch in der zielgerichteten Anwendung von Antibiotika gesetzt.

Wissenschaft und Firmen arbeiten zusammen

D4Dairy ist derzeit das größte Digitalisierungsprojekt in der Landwirtschaft in Österreich und auch im internationalen Kontext Vorreiter mit einer breiten Zusammenarbeit von interdisziplinären wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Partnern entlang der Wertschöpfungskette Milch. Darunter sind renommierte Forschungsgruppen, wie der Complexity Science Hub Vienna mit Prof. Stefan Thurner. „Die Zusammenarbeit der Partner des Konsortiums mit der Praxis ist eine ausgezeichnete Ausgangsposition für eine von Daten getriebene Forschung und für die Anwendung von fortgeschrittenen Auswertungsmöglichkeiten“, informiert die Konsortialleiterin Christa Egger-Danner. „Grundsätzlich ist die Datengrundlage beim Rind mit Informationen über Genom, Diagnosen, Einzeltier, Abstammung, die meist mehr als 5 Generationen zurückgehen sowie über verschiedene Umwelt und Risikofaktoren sehr umfangreich. Dazu kommen die neuen Daten durch die digitalen Technologien, wie automatische Melkung, Fütterung und Tiersensoren. Als Ziel aller dieser Aktivitäten stehen immer einfache und aussagekräftige Entscheidungshilfen für die Landwirte.“ Damit die Praxis sich in diese Entwicklungen entsprechend einbringen kann, werden Pilotbetriebe gesucht. Mittlerweile haben sich 80 Pilotbetriebe zur Datenlieferung und zum praxisnahen Input bereit erklärt.

„Das Projekt bringt genau die Partner zusammen, die die einfache, effiziente und effektive Nutzung von Daten in der Landwirtschaft zum Ziel haben – möglichst ohne Zusatzaufwand für die Anwender“ bringt es Mario Fallast von der Firma smaXtec auf den Punkt. „Wir freuen uns, auch unsere international gesammelten Erfahrungen in diesem hochkarätigen Konsortium zum Nutzen österreichischer Landwirte einsetzen zu können.“ Er gibt zu bedenken, dass Landwirte ihre Daten nur einmal eingeben wollen. Die Firmen müssen seiner Meinung Lösungen erarbeiten, damit Doppeleingaben vermieden werden können. Das Ziel, dass die Datenmenge für den Landwirt kompakter und einfacher zum Handhaben ist, sieht auch Kooperationspartner Franz Wasserbauer von der gleichnamigen Fütterungsfirma. „Immer mehr Betriebe erreichen eine höhere Digitalisierung im Kuhstall. Es ist unvermeidbar, dass der Landwirt eine Vielzahl an Daten von verschiedenen Systemen und Herstellern zur Bearbeitung und Ausarbeitung bekommt.“ Hier setzt das Projekt D4Dairy an.

Schnittstellen für Datenaustausch schaffen

Österreichweit unterziehen knapp 20.000 Milchkuhbetriebe ihre rund 430.000 Milchkühe alle 5-6 Wochen einer laufenden Qualitätssicherung und Prozesskontrolle mit einem Gesundheits-Check zur Überwachung der Tiergesundheit und des Herdenmanagements. Rund 800 Betriebe (ca. 4%) lassen die Melkarbeit von einem Melkroboter erledigen. „Rückmeldungen aus der aktuellen Mitgliederbefragung zeigen den großen Wunsch der Landwirte zu einer intensiveren Datenvernetzung zwischen den EDV-Systemen der Milchleistungsprüfung (RDV) und den betrieblichen Systemen am Melkroboter. Ein beidseitiger automatisierter Datenaustausch soll Doppeleingaben vermeiden, den Zeitaufwand für die Datenerfassung vor Ort reduzieren und mehr Service für das Herdenmanagement liefern“ spricht Franz-Josef Auer für den LfL Oberösterreich. Derzeit arbeitet die RDV GmbH (Rinderdatenverbund) am Aufbau der neuen Technik. Alle namhaften Melkroboterfirmen in Österreich sind dabei. Der Landwirt muss zur Nutzung der neuen Services seine aktive Zustimmung geben.

Die Firma Lely erklärte als erste ihre Teilnahme an dieser Schnittstelle zum Datenaustausch. Auch die Firma Delaval hat einem Routinedatenaustauch mit dem Rinderdatenverbund zugestimmt. „Digitalisierung ist mittlerweile ein Schlagwort geworden, das vom Landwirtschaftsministerium abwärts präsentiert wird“ erklärt Andreas Feichtlbauer, Geschäftsführer von Lely Österreich, hin. Er betont, dass durch den Datenaustausch der Nutzen multipliziert werde.

Die neuen technologischen Möglichkeiten sollen helfen, Tierwohl, Tiergesundheit, Nachhaltigkeit und Lebensmittelqualität der österreichischen Milchwirtschaft weiter zu verbessern. „Die Rinderzucht hat sich in den letzten Jahren durch den Fokus der Zucht auf die genomische Selektion enorm weiterentwickelt. Die Parameter wurden hier vor allem auf Tiergesundheit und Fitness gelegt. Wir sind mit engagierter Forschungstätigkeit dabei, um die Landwirte bestmöglich bei ihren Abläufen und Entscheidungen am Betrieb zu unterstützen und die Rinderzucht produktions- und wettbewerbsfähig zu erhalten. Letztendlich geht es darum, die Zucht in bäuerlicher Hand abzusichern“, betont Obmann Stefan Lindner, selbst praktizierender Milchbauer in Tirol.

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