BioBio-Schaukäserei Wiggensbach fördert Betriebe mit behornten Kühen

Bio-Schaukäserei Wiggensbach fördert Betriebe mit behornten Kühen

hornprämie_01.jpg Alle 20 Betriebe der Bio-Schaukäserei Wiggensbach verzichten seit Jahresbeginn 2021 auf die Enthornung ihrer Tiere und erhalten dafür eine „Hornprämie“.
Quelle: Bio-Schaukäserei Wiggensbach

Artgerechte Haltung zu natürlichen Lebensbedingungen sowie die Unversehrtheit der Tiere sind in der Firmenphilosophie der Bio-Schaukäserei Wiggensbach (Allgäu) seit der Betriebsgründung 2003 zentrale Punkte. Mit dem Verzicht der Enthornung von Kälbern will die Genossenschaft (eG) einen weiteren Schritt hin zu einer Viehhaltung wie zu Ursprungszeiten machen. Betriebe, die auf die Enthornung ihrer Tiere verzichten, erhalten laut Molkerei seit Jahresbeginn eine „Hornprämie“ von bis zu zwei Cent pro Liter Milch. Damit soll ein Mehraufwand bei der Haltung wertgeschätzt und Zusatzkosten bei Umbaumaßnahmen oder einer internen Umstellung abgefedert werden.

Alle 20 Lieferanten nehmen teil

Die beiden Geschäftsführer der Bio-Schaukäserei Wiggensbach, Franz Berchtold und Jakob Zeller sind von diesem Schritt überzeugt. „Dass sich alle 20 Landwirte einstimmig für den endgültigen Stopp der Enthornungen und dafür ausgesprochen haben, den Weg einer biologischen Landwirtschaft konsequent weiterzugehen, freut uns sehr“, ergänzt Jakob Zeller, Geschäftsführer der Bio-Schaukäserei Wiggensbach

Mit Blick auf die regionale und überregionale Bio-Landwirtschaft sagt Franz Berchtold: „Es ist mir klar, dass eine Umstellung auf behornte Tiere Jahre dauern wird und nicht jeder Bio-Landwirt kurzfristig seinen Betrieb umrüsten kann. Es wäre dennoch wünschenswert, wenn die Wiggensbacher Hornprämie dazu führt, dass sich weitere Betriebe anschließen – wer sich das Etikett ‘Bio’ auf seine Fahnen heftet, kommt um diesen Schritt langfristig nicht herum.“

Gegen eine Enthornung spricht sich auch Genossenschaftsmitglied Florian Zengerle aus, der mit seinem Bruder Michael den landwirtschaftlichen Bio-Betrieb von Vater Claus übernommen hat. Dass eine Umstellung auf horntragende Tiere nicht von heute auf morgen möglich ist, weiß Zengerle aus eigener Erfahrung: „Wir wollten auf unserem Hof bereits vor Jahren diesen Weg gehen. Weil wir zu viele Sackgassen und Einbahnwege im Stall hatten, hat es aber leider nicht funktioniert. Jetzt packen wir es erneut an und bauen einen größeren Stall mit deutlich größeren Fressgittern und Liegeplätzen sowie besseren Ausweichmöglichkeiten für unsere insgesamt 90 Tiere“, sagt Florian Zengerle. Um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden, ist bei behornten Tieren am Fressplatz ein Abstand von mindestens 85 Zentimeter vorgeschrieben.

Über die finanzielle Unterstützung ist Florian Zengerle froh: „Ohne einen starken Partner wie die Bio-Schaukäserei Wiggensbach, die sich in Form einer „Hornprämie“ an Mehrkosten beteiligt, wäre die Umsetzung für uns schwierig.“

Umstellung braucht Zeit

Genossenschaftsmitglied Thomas Zeller findet den Beschluss der Bio-Schaukäserei Wiggensbach „sehr gut. Ich bin der Meinung, landwirtschaftliche Betriebe müssen sich an das Tierwohl anpassen und nicht umgekehrt“. Da Thomas Zellers Bio-Betrieb derzeit lediglich behorntes Jungvieh im Stall hat, wird die komplette Umstellung noch Jahre dauern. Ein Zeitraum zwischen zwölf und 15 Jahren ist durchaus realistisch, denn so alt werden Kühe in den Betrieben der Bio-Schaukäserei derzeit. „So lange könnte es also dauern, bis die letzte hornlose Kuh Zellers Stall verlassen hat“, erklärt Geschäftsführer Franz Berchtold und unterstreicht: „Von Natur aus hornlose Tiere werden weiterhin in den Ställen verbleiben – wir werden keine Kuh schlachten, nur weil sie keine Hörner hat.“

Von der Hornprämie profitieren wird Thomas Zeller, der seinen Tierbestand verringern möchte, um sich intensiver um seine Familie und alle Kühe kümmern zu können, sofort: Aktuell erhält er 0,5 Cent pro Liter Milch und danach jeweils 0,5 Cent mehr pro Jahr bis zur Höchstprämie von 2 Cent anno 2024. „Die sofortige Finanzspritze dient als Vorschuss, um zeitnah in die Umstellung oder eine Umrüstung des Stalls zu investieren“, sagt Geschäftsführer Franz Berchtold, für den die finanzielle Unterstützung der Betriebe ein zentraler Bestandteil des Genossenschaftsvertrags und somit eine Selbstverständlichkeit ist: „Seit unserer Umstrukturierung von einer GmbH in eine Genossenschaft 2017 sind unsere Landwirte nicht mehr klassische Lieferanten, sondern Partner, die im gemeinsamen Geschäftsbetrieb mehr wirtschaftliche und soziale Förderungen erhalten. Insofern ist klar, dass wir uns gegenseitig immer unterstützen werden.“

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