BioAus der KontrolleBio-Regeln: Im Würgegriff der EU-Kommission

Bio-Regeln: Im Würgegriff der EU-Kommission

Wolfgang Pirklhuber leitet die Bio-Kontrollstelle BIOS und ist Sprecher der Interessengemeinschaft der Kontrollstellen Österreich. Er meint: „Es braucht eine gemeinsame Bio-Weidestrategie für die alpinen Länder.“
Quelle: Goldberger

LANDWIRT bio: Sie haben vor einem Jahr dazu aufgerufen, dass sich die Alpenländer der EU auf eine gemeinsame Weideregelung verständigen sollten. Ist dieser Aufruf verhallt?

Wolfgang Pirklhuber: Ja, ich fordere immer noch eine mitteleuropäische Konferenz, an der sich Politiker und Fachexperten beteiligen, denn es braucht eine gemeinsame Bio-Weidestrategie für die alpinen Länder. Bisher vernehme ich zwar von allen Seiten Kopfnicken, mehr aber auch nicht.

Warum gibt es dafür keine Unterstützung?

Weil jedes EU-Mitgliedsland seine nationalen Interessen voranstellt. Es gibt auf EU-Ebene ein Komitee zu Fragen der biologischen Landwirtschaft. Hier stellt auch Österreich zwei Mitglieder. Als unsere Vertreter die Probleme mit der Interpretation der Weide-Verordnung durch die Europäische Kommission vorbrachten und um Unterstützung warben, folgte eisiges Schweigen. Jedes Land versucht, seine eigene Umsetzung zu schützen, von einer europäischen Solidarität ist hier nichts zu spüren.

Was meinen Sie damit konkret?

In Deutschland gibt es Bio-Betriebe, die ihren Rindern keine Weide anbieten, sondern ständigen Auslauf mit Grünfütterung. In Österreich darf so ein Betrieb seit dem Einschreiten der EU-Kommission nicht mehr biozertifiziert sein. Das ist die Folge, wenn jeder nur an seinem eigenen Vorteil interessiert ist. Das geht auf Kosten der Fairness und kann morgen jeden treffen – auch jene Länder, die sich heute noch wegducken.

Wer müsste diesen länderübergreifenden Prozess anstoßen?

Das erwarte ich mir vom Landwirtschaftsministerium. Es nimmt viel Geld für Öko-Maßnahmen in der Ländlichen Entwicklung in die Hand. 22,8 % aller geförderten Betriebe sind bio. Diese bewirtschaften mehr als ein Viertel der landwirtschaftlichen Fläche, davon 390.320 ha Grünland. Natürlich braucht es die fachliche Unterstützung von Bio-Verbänden, Universitäten und Forschungseinrichtungen und den Willen der Politik in den Alpenländern von Frankreich, der Schweiz, über Bayern, Südtirol, und Österreich bis Slowenien.

Wie realistisch ist das?

2020 wurde alles von der Corona- Pandemie überlagert, aber die Zeit drängt. Schon 2022 gilt die neue Bio- Verordnung und bis dahin sollten sich die EU-Alpenländer zu etlichen Regelungen abgesprochen haben. Ansonsten kommt es wieder vor, dass das Pferd von hinten aufgezäumt wird und die EU-Kommission von oben herab praxisfremde Regeln für einzelne Länder bestimmt.

Die Regelung für die Bio-Weide ist in der neuen EU-Bio-Verordnung klar geregelt: Alle Tiere müssen auf die Weide.

Ja, das hat uns die EU-Kommission im Rahmen unseres Verfahrens mitgeteilt. Ab 2022 müssen alle RGVE auf die Weide. In Österreich mussten wir auf Druck der Kommission für 2020 und 2021 eine Übergangslösung schaffen: Mindestens 50 % der RGVE müssen seither Zugang zur Weide haben, wann immer die Umstände dies gestatten.

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