RindKälberAufregung um Kälbertransporte

Aufregung um Kälbertransporte

ZAR-Obmann Stefan Lindner stellte zum ORF-Beitrag klar, dass Österreich ein klares Bekenntnis verfolgt, dass es keine Lebendexporte von Schlachtrindern gibt, sondern lediglich hochwertiges Zuchtvieh lebend in Länder außerhalb der EU transportiert werden sollen. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die hohen gesetzlichen Standards, die bei den Tiertransporten bestmöglich eingehalten werden. „Uns ist es wichtig, dass die Tiere gesund den Bestimmungsort erreichen“, sagte Lindner. Denn das Wohl der Tiere hat in Österreich oberste Priorität. Die österreichischen Zuchtverbände unternehmen mit den Exportfirmen alles, damit die Tiere im besten Zustand bei den internationalen Partnerbetrieben ankommen.

Land Salzburg veröffentlicht aktuelle Informationen

Aufgrund der aktuellen Berichterstattung über angebliche Missstände bei Langstreckentransporten von Kälbern wies das Land Salzburg drei Tage nach der Ausstrahlung des Beitrags im ORF auf seine Internet-Serviceseite www.salzburg.gv.at/tiertransporte hin. Hier werden die wichtigsten Informationen zu diesem Thema veröffentlicht und aktualisiert. Der Praxisleitfaden der EU-Kommission zur Transportfähigkeit von Rindern wird ebenso angeführt wie das “Handbuch Tiertransporte”. Unter anderem ist hier auch die Definition der Beförderungsdauer zu finden.

“Wir kontrollieren Tag und Nacht, fordern außerdem, dass die GPS-Daten der Transporte offengelegt werden, um zu sehen, ob und wie die Bestimmungen eingehalten werden. Das Beste ist aber immer noch, wenn wir heimisches Fleisch kaufen und auf den Teller bringen”, erklärt der Salzburger Agrarlandesrat Josef Schwaiger zur Debatte über Tiertransporte. “Die Diskussion der vergangenen Tage hat gezeigt, dass im Bereich der Lebendtransporte von Kälbern weiterhin Genauigkeit und besonderes Augenmerk notwendig sind. Die geltenden EU-Bestimmungen müssen eingehalten und teilweise soll nachgeschärft werden. Unser Salzburger Maßnahmen- und Forderungspaket hat mehr Transparenz und vor allem weniger Langstreckentransporte zum Ziel”, betont Schwaiger.

Gemeinsam mit dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer (LK) Salzburg, Rupert Quehenberger, hat er am 3. April 2019 ein Drei-Säulen-Modell vorgestellt. “Wir stärken mit diesem Maßnahmenpaket die heimische Landwirtschaft und setzen dort die Hebel an, wo wir etwas bewegen können. Umgekehrt werden wir niemandem vormachen, dass man dieses Thema alleine in Salzburg lösen kann. Hier werden Bund und EU maßgeblich gefordert sein”, sind sich Schwaiger und Quehenberger einig.

Ende von Katz- und Mausspiel zwischen Kontrolleuren und Transporteuren

“In unserem Bundesland werden keine Langstreckentransporte in Drittländer abgefertigt. Im Österreich-Vergleich nimmt Salzburg bei den Kontrollen schon jetzt eine Vorreiterrolle ein”, wird weiters betont. Bewerkstelligt wird das mit absoluten Profis. “Wir haben zwei Tiertransportinspektoren, die auf den Straßen unterwegs sind. Jeder Unternehmer muss hier jederzeit mit Kontrollen rechnen und zwar Tag und Nacht”, unterstreicht der Landesrat. Allerdings seien diese Kontrollen “ein gewisses Katz- und Mausspiel, da die Transportrouten nicht genau angegeben werden müssen”. Genau hier setzen die Maßnahmen und Forderungen aus Salzburg an, denn: “Die heimischen Bauern müssen darauf vertrauen können, dass ihre Tiere gesetzeskonform transportiert werden und gesund am Zielort ankommen”, so der LK-Präsident.

Transporte nach Bozen unter strenger Beobachtung

Für sein Bundesland hat Schwaiger folgende konkrete Punkte gemeinsam mit der Bauernvertretung festgelegt: “Alle Transporte nach Bozen werden von Salzburg aus nur mehr mit einer bäuerlichen Zieladresse abgefertigt. Wir werden Kooperationen mit anderen Bundesländern schließen, um möglichst viele Kälber in Österreich selber halten zu können. In der Landwirtschaftskammer wird es ein Beratungsprogramm geben, um Mastbetriebe auch bei uns zu etablieren. Fix ist für mich auch, dass wir die Kontrollen durch unserer Tiertransportinspektoren Tag und Nacht fortsetzen. Hier sind wir Vorreiter in Österreich”, unterstreicht der Landesrat.

Heimisches Fleisch auf den Teller

“Wer sein Kalbsschnitzel genießt, soll sich vorher vergewissern, dass es sich um rot-weiß-rote Qualität handelt”, sagt Quehenberger. Umgesetzt werden soll eine klare Herkunftsbezeichnung für das “Österreichische Kalbfleisch”. Dieses wiederum soll mit einem Schulterschluss zwischen Gastronomie und Landwirtschaft den Weg auf den Teller finden. “Wenn man derzeit in Großmärkte geht, findet man Kalbfleisch von überall in Europa, aber das österreichische Produkt ist kaum präsent”, weiß der LK-Präsident. “Darüber hinaus wird in Zusammenarbeit mit dem Agrarmarketing in wenigen Wochen eine eigene Salzburger Fleischmarke vorgestellt”, kündigt Schwaiger als Obmann des Agrarmarketings an. Die Arbeiten dazu laufen seit etwa einem Jahr mit Landwirtschaft, Handel und Tourismus auf Hochtouren.

Salzburg fordert: Live-GPS-Daten offenlegen

Die Gesetzeskompetenz im Bereich der langen Tiertransporte liegt bei der EU und beim Bund. “Für die Arbeit der Kontrollorgane braucht es mehr Informationen”, urgiert Schwaiger. Das Salzburger Forderungspaket sieht den Zugang zu Live-GPS-Daten für Behörden vor. Transportrouten sollen verpflichtend fixiert werden und eine Datenbank die tatsächlichen Wegstrecken und Pausen für Kontrollen im Nachhinein liefern. Zusätzlich soll das Mindestalter der Kälber – derzeit müssen die Tiere mindestens 14 Tage alt sein – erhöht werden.

Billiges Kalbfleisch verdrängt heimische Produkte

In der Vorarlberger Debatte um Kälbertransporte weist Landwirtschaftskammer (LK)-Präsident Josef Moosbrugger die “unsachliche” Kritik der Landes-FPÖ am zuständigen Landesrat Christian Gantner als “unberechtigt” zurück und zeigt das Fehlen der seiner Meinung nach “wichtigsten” Frage auf, nämlich, was die Konsumenten wünschen und die Landwirte brauchen. “70% des im Ländle verzehrten Rind- und Kalbfleisches stammen nicht aus der Region. Da sollte man meinen, dass die Kälber, die derzeit in den Export gehen, leicht absetzbar wären, zumal sie weniger als 1% des in unserem Bundesland benötigten Bedarfs ausmachen. Diese Kälber in Vorarlberg absetzen zu können, wäre im Sinne der Konsumenten, der Landwirte und auch der öffentlichen Meinung”, so Moosbrugger.

Zu klären sei daher, warum die Umsetzung trotzdem nicht funktioniere, so der Bauernvertreter. Gründe dafür könnten sein, dass Importe von billiger erzeugtem, holländischem Kalbfleisch das regionale Produkt aus der Theke drängen, die Kennzeichnung in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung fehlt, wodurch die Herkunft für den Konsumenten nicht klar ersichtlich ist, zusätzliche Verarbeiter im Bundesland fehlen, der Handel das Kalbfleisch aus der Region nicht als besonderes Produkt hervorheben will oder einfach der Erzeugerpreis es Mästern unmöglich macht, zu investieren und wirtschaftlich zu arbeiten.

“Faktum ist: Bestes Fleisch aus Vorarlberg ist verfügbar, wenn man es will. Es ist den heimischen Verarbeitern möglich, kontinuierlich und in der gewünschten Ausformung zu erzeugen. Der Absatz an der Ladentheke funktioniert aber nur, wenn das Angebot auch erwünscht und angenommen wird. Verlangen wir heimisches Fleisch in den Geschäften und der Gastronomie. Stellen wir regionale Qualität vor Quantität. Weniger, dafür hochwertig und aus eigener Erzeugung. Fangen wir an kritisch nachzufragen, woher das Fleisch am Teller stammt, es ist unser gutes Recht zu wissen, wo’s herkommt”, schließt Moosbrugger.

Gantner: Mehr Transparenz bei Tiertransporten

Bereits zu Wochenbeginn hatte das Land Vorarlberg auf die Mitteilung reagiert, die Einhaltung der vorgeschriebenen Ruhezeiten auf der Sammelstelle in Bozen könne nicht garantiert werden. Ab sofort genehmigt die Vorarlberger Veterinärbehörde die Abfertigung von Tieren im Rahmen eines Kurzstreckentransportes nur mehr dann, wenn in den Transportpapieren der endgültige Bestimmungsort in Italien angegeben ist. Und für Transporte nach Bergheim im Bundesland Salzburg gilt, dass etwaige Sammelstellen in Vorarlberg in den Transportpapieren ausdrücklich angeführt sein müssen.

“Damit ist sichergestellt, dass jede Transportminute und alle Aufenthalte in Sammel- und Versorgungsstellen lückenlos angegeben werden müssen”, zeigte sich Gantner froh, dass nach monatelanger schwieriger Diskussion endlich Klarheit herrsche. “Wir werden auch weiterhin nicht müde werden, mehr Transparenz in das europäische Tiertransportwesen zu bringen. Wir verlangen das auch vom Bund und den anderen EU-Mitgliedstaaten”, betont der Landesrat.

Es werde weiterhin auf eine nachvollziehbare Transportlogistik geachtet, damit die Bauern sicher sein können, dass bei der Verbringung ihrer Tiere vom Bauernhof zum Zielbetrieb alle europäischen Gesetze und Standards eingehalten werden. “Wir gehen hier einen wichtigen Schritt in Richtung Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Unsere Landwirte zeigen damit eindrucksvoll, wie wichtig ihnen ihre Tiere sind und dass sie kein Verständnis dafür haben, wenn im Ausland versucht wird, die Transportzeit womöglich mit Tricks zu verlängern”, so Gantner. Er stellte weiters klar, dass das Tiertransportwesen in die Zuständigkeit der EU und des Sozialministeriums falle. Vorarlberg werde aber keine Langstreckentransporte von Schlacht- und Nutztieren mehr abfertigen.

Weiters soll demnächst eine Taskforce “Tiertransporte” im Amt der Vorarlberger Landesregierung eingerichtet werden, welcher insbesondere die Prüfung der rechtlichen Möglichkeiten obliegt, wie Tiertransporte aus Vorarlberg weiter reduziert und unbedingt erforderliche Verbringungen unter vollständiger Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften durchgeführt werden können. Zudem soll diese Arbeitsgruppe Empfehlungen für Alternativvarianten in den Kernbereichen landwirtschaftliche Produktion, Vermarktung von Zucht- und Nutztieren sowie Fleischerzeugung und -vermarktung erarbeiten.

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