Bauernsprecher Hans MeisterAgrarexporte: Profitieren davon auch die Landwirte?

Agrarexporte: Profitieren davon auch die Landwirte?

Hohe Agrarexportzahlen werden in der Agrarbranche stolz hergezeigt und dienen Politikern gerne als Parameter für eine erfolgreiche Landwirtschaftspolitik. Eine Presseaussendung aus dem Monat November beschreibt ein solcherart erfolgreiches Wirtschaften: „Die Agrarausfuhren Österreichs sind im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,1 Prozent auf 6,33 Mrd. Euro gestiegen und haben sich damit trotz der Corona-Pandemie besser entwickelt, als es zunächst erwartet worden war. Wie aktuelle Daten von Statistik Austria zeigen, lagen die Exporte erstmals gleichauf mit den Importen, die um 1,1 Prozent auf ebenfalls 6,33 Mrd. Euro zulegten. Im Warenaustausch mit dem wichtigsten Handelspartner Deutschland wurde die Alpenrepublik sogar zum Nettoexporteur. Der Ausfuhrwert übertraf mit 2,28 Mrd. Euro die Einfuhrrechnung um 110 Mio. Euro.“

Auf den ersten Blick wirken positive Exportzahlen immer als etwas sehr Erfolgreiches, aber das alles hat auch seinen Preis. Die durch Freihandelsabkommen freie Exportwirtschaft hat viele Gesichter und auch giftige Zähne. Wer exportiert, bekommt Weltmarktpreise,
muss also so kostengünstig wie irgendwie möglich erzeugen. Eine Weltmarkt-orientierte Landwirtschaft bringt ganze Produktionszweige in Gefahr.Einerseits, weil sie meist im Überschussmodus läuft, andererseits durch unfaire Spielregeln, sind doch die Konkurrenz die globalen Gunstlagen und jene Länder, für die es kaum irgendwelche Auflagen und Beschränkungen für die Art und Weise ihrer Produktion gibt. Das erhöht den Druck auf die heimischen Erzeuger. Auf ihnen lastet ein ungeheurer Kostendruck, der die permanenten, zum Teil ruinösen Preise für Agrarrohstoffe erst möglich macht. Wer für den globalen Markt produziert, hat nicht nur die Handelsketten, sondern auch die Exportgiganten als Gegenüber. In diesem Geschäft geht es ausschließlich um die zu lukrierenden Spannen. Wer da nicht mitkann, wird aussortiert.

Für die Handelsketten und auch die Konsumenten hat das seine Vorteile, aber es hat auch entsprechende, gewollte oder ungewollte, Auswirkungen auf Umwelt, Artenvielfalt und Tierwohl. Aber die größte Frage, die es zu beantworten gilt, ist: Profitieren die heimischen Landwirte auch vom Export ihrer Erzeugnisse? Oder dient es in erster Linie der Entsorgung von Überschüssen? Kommen diese positiven Ergebnisse und Zahlen, wie sie die Statistik ausweist, auch tatsächlich beim Landwirt an? Haben Erfolge im Agrarexport auch auf das landwirtschaftliche Einkommen einen erkennbaren Effekt und dienen somit den Landwirten?

Ich habe die prozentuellen Wachstumsraten für das landwirtschaftliche Einkommen und jene für die Agrarexporte der vergangenen Jahre in nebenstehender Grafik nebeneinander gestellt. Da zeigt sich, dass es in der Mehrzahl der Jahre zwar kontinuierliche Exportsteigerungen gab, die landwirtschaftlichen Einkommen aber trotzdem gesunken sind. Die Politik meint aber noch immer, dem Produzenten-Preisverfall mit weiterem Wachstum begegnen zu können, und setzt weiter auf Intensivierung. Diesen Weg der Exportorientiertheit gilt es zu hinterfragen.

Agrarexporte-Einkommen Landwirtschaft
Agrarexporte und das Einkommen in der Landwirtschaft gegenübergestellt.

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