SchweinAfrikanische SchweinepestAfrikanische Schweinepest erobert Europa und Asien

Afrikanische Schweinepest erobert Europa und Asien

Damit die Afrikanische Schweinepest nicht in den Hausschweinebestand eingeschleppt wird, gelten verschärfte Vorgaben auch für Freilandschweine.
Quelle: Archiv

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) setzt ihren tödlichen Zug um die Welt fort. Binnen eines Jahres breitete sich der für Haus- und Wildschweine tödliche Erreger in großen Teilen Chinas und Vietnams aus. Auch Osteuropa, Russland, die Mongolei, weitere asiatische und viele afrikanische Staaten sind betroffen. „Nur die Kontinente Australien und Amerika sind noch frei“, sagt der Präsident des deutschen Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit (FLI), Thomas Mettenleiter, gegenüber Dow Jones News. Die Erforschung der für Menschen ungefährlichen ASP sei in den vergangenen Jahren zu einem Schwerpunkt der Arbeit seines Instituts geworden, so Mettenleiter. Während in Afrika blutsaugende Lederzecken für die Verbreitung des Erregers sorgen, sind es in Europa und anderswo Blut und Körperflüssigkeiten infizierter Tiere.

 

Zweiteilung in Osteuropa

„Belastbare Zahlen über neue ASP-Fälle erhalten wir nur aus der EU“, betont Mettenleiter. Demnach zeige sich in Osteuropa eine Zweiteilung: In den baltischen Staaten, in Polen und Ungarn seien überwiegend Wildschweine erkrankt, in Rumänien und Bulgarien vor allem Hausschweine. Der FLI-Präsident führt die hohe Zahl an Ausbrüchen auf die vielen Klein- und Kleinsthaltungen mit geringerem Seuchenschutz zurück. Eine deutliche Zunahme der Fälle in Europa registrierte das Institut seit 2018 nicht.

Nach FLI-Angaben wurden im Jahr 2019 (Stand 3. Dezember) in den Ländern Estland, Lettland, Litauen, Belgien, Bulgarien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Ungarn und der Ukraine 1.843 ASP-Fälle bei Hausschweinen und 5.632 bei Wildschweinen gemeldet.

Dass die Schweinepest Deutschland noch nicht erreicht hat, ist laut Mettenleiter „reines Glück“. Der Ausbruch 2018 in Belgien bei Wildschweinen hätte demnach auch in der BRD passieren können. Der Fall – weit weg von anderen Seuchengebieten – gilt als ein weiterer Beleg dafür, dass der ASP-Erreger vor allem durch den Menschen weitergetragen wird. „Wildschweingebunden würde sich die Seuche lediglich 15 bis 20 Kilometer pro Jahr ausbreiten“, erläutert Mettenleiter.

Die größten Sorgen bereiten in Deutschland derzeit die Ausbrüche in Polen. Bis zum 3. Dezember waren dort laut FLI insgesamt rund 2.100 infizierte Wildschweine erfasst, zuletzt etwa zwei Dutzend in der westpolnischen Woiwodschaft Lebus nahe der Grenze zu Brandenburg. Für Deutschland wären die wirtschaftlichen Auswirkungen im Seuchenfall enorm. Allein für Mecklenburg-Vorpommern mit gut 200 Schweine haltenden Betrieben rechnet das Ministerium in Schwerin bei einem Ausbruch mit einem Schaden von 980 Mio. Euro pro Jahr für Handelsausfälle, Tierverluste und Entschädigungszahlungen.

 

Chinesischer Importbedarf treibt Schweinefleischpreise in die Höhe

In China, dem weltweit größten Produzenten und Importeur von Schweinefleisch, schätzen Experten den direkten wirtschaftlichen Schaden bereits auf umgerechnet rund 127 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte des chinesischen Schweinebestandes fiel der Seuche zum Opfer. Ende vergangenen Jahres war der Verlust noch auf 300 bis 350 Mio. Tiere geschätzt worden. Das weltweit gehandelte Schweinefleisch reicht nicht aus, um den aus den ASP-Verlusten resultierenden Importbedarf unvermindert zu decken. Die stark wachsende Nachfrage nach Schweinen aus Deutschland und anderen Ländern hat bekanntlich die Schlachttierpreise deutlich steigen lassen.

China wird bestenfalls fünf Jahre oder auch deutlich länger brauchen, um sich von den ASP-Ausbrüchen zu erholen, erwartet Cui Ernan von der Unternehmensberatung Gavekal Dragonomics in Peking. „Das Problem ist, dass es keinen Impfstoff gibt, die Sterblichkeitsrate sehr hoch ist und das Virus sich leicht verbreitet“, sagt die Expertin. Erforderlich wäre eine Veränderung des Sektors weg von den dominierenden Kleinbetrieben hin zu großen, gut überwachten Anlagen. China hat bereits millionenschwere Förderungen dafür beschlossen.

Eine Schutzimpfung gegen die ASP ist laut Mettenleiter weiter nicht in Sicht, auch wenn Wissenschafter weltweit daran arbeiteten. Als einzigem der in Europa vom aktuellen Seuchenzug betroffenen Länder gelang es bisher Tschechien, Infektionsherde hermetisch abzuriegeln und das ASP-Virus einzubremsen. Etwa ein Jahr nach einem Ausbruch im Jahr 2017 galt das Land wieder als seuchenfrei. Mecklenburg-Vorpommern hat 50 Kilometer Elektrozaun angeschafft, um im Ernstfall wie in Tschechien den Seuchenherd abzuschirmen und alle Wildschweine in dem Gebiet zu erlegen. Im Saarland wurden Hunde speziell für die Kadaversuche geschult, um an Schweinepest verendete Wildschweine im Gelände schnell finden zu können. Auch die Ausdünnung der in einigen Bundesländern sehr großen Schwarzwildbestände gilt als ein Mittel zur Seuchenprävention.

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bietet unter https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/afrikanische-schweinepest/ umfangreiches Informationsmaterial zum Thema ASP (aktuelle Seuchenlage in Europa, Vorbeugemaßnahmen, Diagnostik, Folder für Jäger, Forstarbeiter, Schweinehalter, Touristen usw.) zum Download an.

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