RindRinderzuchtBraunviehDas war die Braunvieh Europakonferenz 2019

Das war die Braunvieh Europakonferenz 2019

Braunvieh-Europakonferenz: Zusammenarbeit verstärken mit neuem Namen Brown Swiss. Foto: Rinderzucht Tirol

Die Europavereinigung der Braunviehzüchter wurde 1964 gegründet. Aktuell gibt es 12 Mitgliedsländer: Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Italien, England, Türkei, Rumänien, Slowenien, Spanien, Ukraine und Bulgarien. In der Vereinigung sind über 30.000 Mitgliedsbetriebe mit rund 600.000 Herdebuchkühen organisiert.
Im Rahmen des Kongresses wurden die vier Themenblöcke zehn Jahre Genomik bei Braunvieh, Braunvieh und Regionalität, Vision der Jugend für die Braunviehrasse die Ergebnisse des Strategieprozesses der europäischen Braunviehzüchtervereinigung vorgestellt.

10 Jahre Genomische Selektion

2011 wurden die ersten Jahrgänge mit der genomischen Stierselektion ausgewählt. Als Resümee konnte man einhellig feststellen, dass die genomische Selektion beim Braunvieh erfolgreich umgesetzt wurde. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass es einen großen Konkurrenzdruck unter den Rassen gibt, der vor allem für Braunvieh nicht wirkungslos war. Im Vergleich zu anderen Rassen entwickelte sich der Zuchtfortschritt nicht so stark. Für eine bessere Konkurrenzfähigkeit der Rasse ist laut Experten eine Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit verbunden mit Genetikaustausch und strenger Selektion unbedingt notwendig. Der Einfluss der Genomik brachte in den vergangenen Jahren einen Rückgang im Generationsintervall, wie Hermann Schwarzenbacher von der Zuchtdata anführte in Österreich von 7 auf knapp unter 4 Jahre. Die Verkürzung des Generationsintervalles stammt besonders von der Vaterseite. Um den durch die genomische Selektion begründeten schnelleren Inzuchtanstieg und Konzentration auf weniger Stierlinien entgegen zu wirken, wird mit Outcrossfaktoren der biodiversitäre Wert einen Stieres vor dem Zuchteinsatz geprüft. Zudem versucht man mit „Optimum Contribution Selection“ diese Entwicklung zu beeinflußen. Ist die genomische Selektion einerseits für die Inzuchtsteigerung verantwortlich, so bietet sie in der Erbfehlerproblematik eine Verbesserung zum alten System, können Erbfehler und die Träger schnell ausselektiert werden.

In ihren Ausblick zeigten die Experten auch die zukünftige Entwicklung in der Genomik auf. In der zweiten Ausbaustufe wird die Typisierung der weiblichen Seite immer wichtiger. Beispielsweise in den USA sind 91 % der weiblichen Tiere genomisch typisiert. Für die europäische Braunviehzucht heißt dies Kräfte über die Ländergrenzen hinweg zu bündeln, um den Anteil der Typisierungen – in Europa nicht mal bei 50 % – auf der weiblichen Seite deutlich zu erhöhen. Durch die Erweiterung des Untersuchungsumfanges ist es auch immer mehr möglich, die sogenannten sekundären Merkmale besser zu erfassen. Mit der genomischen Selektion ist die Umsetzung der Hornloszucht besser möglich. Trotzdem muss man hier die gesellschaftliche Diskussion zwischen den Fronten „Tiereingriffe“ und „Tierwohl“ stark differenzieren, um daraus keine falschen Schlüsse zu ziehen.

In ihrem Ausblick gaben die Experten an, dass die zweite Generation der genomischen Selektion für die züchterische Bearbeitung der Merkmale, Mastitisresistenz, Ketose, Futterverwertung, Klauengesundheit, Fettabdeckung bei Original Braunvieh,… wichtig ist. Wenn auch mit geringer Vererbung ausgestattet, kann die Genomik hier wertvolle Rückschlüsse auf die Genetik mit sich bringen. Wissenschaftliche Arbeiten beschäftigen sich auch mit der züchterischen Bearbeitung der Saugschwäche bei Braunviehkälbern mit der Genomik, wo ein gewisser genetischer Hintergrund vermutet wird. Trotzdem verweist Henning Hamann von der Universität Hohenheim darauf, dass die Verbesserung des Saugreflexes in Kombination mit einem optimalen Betriebsmanagement verbessert werden kann. Franz Seefried von Qualitas Schweiz berichtete über wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Resilienz (Krankheitsresistenz), wo Daten der Meteo-Wetterstationen in der Zuchtarbeit berücksichtigt werden.

Braunvieh und Regionalität

Im zweiten Teil der Konferenz „Braunvieh und Regionalität“ stellten vier BraunviehzüchterInnen auf Österreich, Frankreich, Slowenien und Italien ihre Betriebe und Erfolgsmodelle unter dem Aspekt der regionalen Stärken von Braunvieh vor. Alle Vortragenden zeigten dabei klar auf, dass nur mit großem persönlichen Einsatz, professioneller Produktion und Vermarktung verbunden mit optimalem Herdenmanagement im Sinne von Tierwohl dies möglich ist. Heide Bacher aus Tirol sagte es treffend: „Nur wenn man von seinem Betrieb und den daraus produzierten  Produkten verbunden mit der Rasse überzeugt ist, kann man erfolgreich vermarkten.“ Hier hat Braunvieh starke Verkaufsargumente durch Haltung, Charakter, Regionalität und vor allem auch der ausgezeichneten Milchqualität.

Auf den drei Exkursionsbraunviehbetriebe von Benedikt Kranebitter in Mieming, Ferdinand Klotz in Längenfeld und Wolfgang Gratl in Ranggen wurde „Braunvieh und Regionalität“ mit den  ausgezeichneten Braunviehzuchtherden und starken Betriebskonzepten mit Direktvermarktung und Urlaub am Bauernhof eindrucksvoll in der Praxis vorgestellt .

Meine Zukunft mit Braunvieh

“Meine Zukunft mit Braunvieh”, unter diesem Titel stellten fünf Jungzüchter aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich ihre Betriebe und Zukunft mit Braunvieh vor. Von ihnen wurde die internationale Zusammenarbeit öfters angesprochen, um die Vorteile von Braunvieh in Inhaltsstoffen, Kappa-Kasein, Milchqualität, Funktionalität, Anpassungsfähigkeit, Klauengesundheit, Futterverwertung, Langlebigkeit und Fitness,… besser hervorheben zu können.

Der Schweizer Jungzüchter Beat Betschart schloss sein Referat mit dem passenden Satz: „Ich will problemlose Kühe für die Geldtasche und schöne Kühe für die Leidenschaft!“ Der deutsche Jungzüchter Martin Rehm stellte für seine Zukunft vor allem die wirtschaftliche Komponente von Braunvieh in den Vordergrund, während Franco Manella aus Italien seine Zukunft mit Braunvieh in der Direktvermarktung mit eigener Hofsennerei sieht.

Braunvieh wird Brown Swiss

Mit großem Interesse wurde die Strategievorstellung durch die externe Beraterin Maria Kreuzer und Europadirektor Reinhard Winkler erwartet. Die Europavereinigung der Braunviehzüchter entwickelte in den vergangenen zwei Jahren ein Zukunftskonzept für die Entwicklung auf internationaler Ebene zur Hebung des Bekanntheitsgrades der Rasse, besserer Vermarktung der besonderen Eigenschaften im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals zur besseren Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Rassen. Probleme bereiteten hier auch immer die unterschiedlichen Rassennamen in den einzelnen Länder, die Missverständnisse und Unwissenheit bei Kunden und Interessenten erzeugten. So einigte man sich auch darauf, zukünftig unter dem Rassennamen “Brown Swiss” aufzutreten. Die ARGE Braunvieh in Österreich hat dies bereits beschlossen und firmiert ab sofort unter dem neuen Namen “Brown Swiss Austria“. Für die Zukunft wird basierend auf den Ergebnissen des Strategieprozesses an der Weiterentwicklung der Zukunftsstrategie für Braunvieh in Europa gearbeitet.

Kommentare

Warenkorb

Der Warenkorb ist leer.
Gesamt: 0,00