BioAcker und Grünland10 Tipps zur Weide

10 Tipps zur Weide

Wiesenrispengras, Englisches Raygras und der Weißklee sind die wichtigsten Untergräser in Dauerweiden.
Quelle: Steinwidder
  1. Weideflächen festlegen

Für schwere Tiere sind Hangneigungen bis maximal 40 % und für Jungrinder bis 60 % zur Beweidung geeignet. Werden Milchkühe geweidet, sollten die Weideflächen nicht zu weit vom Hof entfernt sein. Bei Hitze müssen Tiere Schattenplätze aufsuchen können, die ständige Versorgung mit sauberem Wasser ist wichtig.

  1. Erstaustrieb gut vorbereiten

Den Elektro-Zaun sollten die Tiere im Stalloder Auslaufbereich kennenlernen. Lassen Sie die Herde einige Tage vor dem Erstaustrieb in einen neuen Auslaufbereich. Die Tiere sind dann ruhiger. Die Weide sollte am ersten Tag sehr gut eingezäunt und möglichst groß sein.

  1. Frühjahrsweide nicht verschlafen

Die bedeutendste Pflegemaßnahme auf Weiden ist ein rechtzeitiger Weidebeginn im Frühling. Der optimale Zeitpunkt dafür ist beim Spitzen der Gräser erreicht. Damit wird der Pflanzenbestand dichter, wodurch er auch Trockenheit länger aushält. Muss öfter nachgemäht oder gemulcht werden, ist das ein Zeichen dafür, dass die Flächenzuteilung für die Herde zu groß ist.

  1. Weidedauer definieren

Betriebe mit wenigen Weideflächen setzen meist auf die Bewegungsweide. Bei dieser Weideform spielt die Futteraufnahme auf der Weide nur eine geringe Rolle. Die Tiere werden im Stall bedarfsgerecht gefüttert und die Weidestunden pro Tag werden bewusst eingeschränkt (Tab. 1). Im Frühling und im Herbst, aber auch bei ungünstiger Bodenbeschaffenheit und Witterung, braucht es mehr Fläche. Nach Möglichkeit sollte in der Weideperiode zumindest einmal eine Weideruhe mit Zwischennutzung angestrebt werden. Dafür braucht man jedoch eine Ausweichfläche. Mehr Fläche benötigt man bei der Stunden- und Halbtagsweide. Bei Stundenweidehaltung sollten die Rinder vor allem zum Fressen – zum Beispiel in den Morgen- und/ oder Abendstunden – auf der Weide sein. Damit fällt auch der größte Teil des Kots und Harns im Stall an und die Hitze und Fliegenbelastung der Tiere ist gering. Stundenweidebetriebe füttern im Stall die übliche Grundfutterration weiter, das Kraftfutter wird aber reduziert. In der Milchviehhaltung kann in der Weidezeit auf die Eiweißergänzung verzichtet werden. Bei Ganztags- oder Vollweide ist der Weideflächenbedarf hoch und die Einzeltierleistung begrenzt, dafür braucht man nur wenig oder kein Ergänzungsfutter.

  1. Weidesystem wählen

Jedes Weidesystem – Kurzrasenweide, Koppelweide und Portionsweide – hat Vor- und Nachteile. Bei Kurzrasenweide ist die Weide nicht bzw. in max. 4 Schläge unterteilt. Die Fläche ist praktisch über die gesamte Weidesaison besetzt, Ruhezeiten dauern nie länger als eine Woche. Es muss so viel nachwachsen, wie die Tiere täglich fressen. Die mittlere Aufwuchshöhe muss immer bei 6–7 cm liegen, die Flächengröße bzw. der Tierbesatz müssen in der Weidesaison angepasst werden. Die Kurzrasenweide ist eine sehr intensive Form der Beweidung und hauptsächlich für Gunstlagen geeignet, die Tiere sind sehr ruhig und der Arbeitsaufwand ist gering.

In hügeligen Regionen oder in Trockenphasen ist die Koppelweide günstiger. Hier wird die Weidefläche unterteilt und eine Koppel nach der anderen für drei bis maximal sieben Tage beweidet. Die tief abgeweideten Koppeln (Restaufwuchshöhe 4–5 cm) werden nach einer konsequenten Ruhephase erst wieder bei einer Aufwuchshöhe von 10 bis max. 20 cm bestoßen. Die Weideruhedauer liegt bei drei bis acht Wochen. Im Jahresverlauf schwankt daher die Anzahl der benötigten Koppeln (Tab.2). Das Blährisiko und der Arbeits- und Materialaufwand sind beim Koppelsystem höher, dafür ist dieses System besser steuerbar, der Ertrag sicherer und Trockenphasen können besser überbrückt werden. Im Frühling wird ein gleitender Übergang von Kurzrasen- auf Koppelweide empfohlen.

Bei Portionsweidehaltung wird den Tieren ein- bis zweimal täglich ein neuer Streifen zugeteilt. Wichtig ist, dass abgeweidete Streifen nach spätestens vier bis sieben Tagen abgezäunt werden. In Regenperioden bzw. bei ungünstigen Boden- und Pflanzenverhältnissen (Herbst oder auf Schnittwiesen) sollte wegen der Trittschäden auf die Portionsweide verzichtet werden.

  1. Weidepflanzenbestand aufbauen

In Dauerweiden bilden die Untergräser Wiesenrispengras, Englisches Raygras und der Weißklee das „Gerüst“. In den ersten beiden Jahren werden zumindest zweimal pro Jahr etwa 10 kg Saatgut je Hektar direkt „in die Tierherde“ übergesät. Wird auf Ackerflächen eine Dauerweidefläche neu angelegt, sollten für das konkurrenzschwache Wiesenrispengras bestmögliche Bedingungen geschaffen werden – beispielsweise durch eine Vorsaat des Wiesenrispengrases etwa 3 Wochen vor den anderen Gräsern. Für eine Neuanlage nach einer Sommerfrucht wird ein gut abgesetztes Saatbeet bereitet und ca. 15–20 kg Wiesenrispengras oberflächlich ausgebracht und mit einer Profilwalze angedrückt. Die Ansaat sollte nicht später als Ende August erfolgen, im Frühling erfolgt dann zeitig eine zweite Übersaat mit einer Mischung aus Englischem Raygras und Weißklee (8–10 kg Englisches Raygras und 1–2 kg Weißklee je Hektar). Nach einem Schröpfschnitt wird die Fläche bald beweidet.

Wiesenrispengras, Englisches Raygras und der Weißklee sind die wichtigsten Untergräser in Dauerweiden.

In der ersten Jahren sollten Wiesenrispengras oder andere Untergräser gesät werden.
Quelle: Steinwidder
  1. Düngung beachten

Die größten Düngermengen geben die Tiere bereits auf den Weideflächen ab. Sie müssen sich daher möglichst gleichmäßig auf den Weiden verteilen. Steuern kann man das über die Lage der Wasser- und Eintriebsstellen sowie über Zwischenzäune. Dünger benötigen vor allem jene Bereiche, wo weniger Kot und Harn anfällt. Dazu wird gut verdünnte Gülle eine Woche vor Weidebeginn im Frühjahr und bei Bedarf im Sommer vor Regenperioden dünn ausgebracht. Mistkompost oder Rottemist (10–15 m³/ha) wird im Herbst nach der Beweidung ausgebracht.

  1. Fütterung anpassen

Die Energie- und Eiweißgehalte sind im Weidegras sehr hoch. Je höher der Weide- oder Grünfutteranteil in der Ration und je besser die Qualität dieses Futters ist, desto weniger Kraftfutter wird ergänzt. Bringen Sie Salz- und Minerallecksteine am besten in der Nähe der Wasserstellen an und schützen Sie diese vor Regen.

  1. Tiergesundheit im Auge behalten

Ein zeitiger Weidebeginn im Frühling hilft den Tieren, sich an die Weide anzupassen. Eine Versorgung mit sauberem Wasser (innerhalb von etwa 150–350 m erreichbar) ist immer wichtig, bei Hitze benötigen die Tiere viel Wasser und auch Schattenplätze. Bei Milchtieren sollten am Markt befindliche biotaugliche Euterpflegemittel eingesetzt werden. Es kann auch zu Blähungen kommen. Die schaumige Gärung tritt dann ein, wenn rohfaserarme und stark wasserhaltige Futtermittel bei der Aufnahme nicht genügend eingespeichelt werden. Besonders gefährlich sind Leguminosenweiden vor der Blüte, frostige Herbstweiden sowie hastiges Fressen und auch Fallobst. Speziell bei Jungtieren oder bei Weideeinstieg mit älteren Tieren ist die Parasitenkontrolle wichtig. Schlechte Leistungen, struppiges Haarkleid, blutige Durchfälle, Nasenausfluss, Husten und Lungenentzündungen können von Parasiten ausgelöst werden. Reagieren Sie rasch, wenn diesbezüglich Probleme auftreten. Zu Weidetetanie (Tiere zeigen Krampferscheinungen und liegen fest) kann es kommen, wenn die Magnesiumaufnahme zu gering ist. Ein langsamer Weidebeginn ist sehr wichtig, zusätzlich kann eine gezielte Magnesiumergänzung notwendig sein.

  1. Technische Hilfsmittel richtig nutzen

Elektrozäune sind preiswert und einfach auf- und abzubauen. Eine häufige Fehlerquelle bei E-Zäunen ist die mangelhafte Erdung. Bei stallfernen Weiden sind Fang- und Verladeeinrichtungen von Vorteil. Wer Weidetriebwege bei Kühen mit System anlegt, spart damit Arbeitszeit, stärkt Klauen- und Eutergesundheit und schont Weideflächen.

Weitere Infos zur Weide:

Bio-ÖAG-Infos zum Selbstkostenpreis

(Bestellmöglichkeit: www.gruenland-viehwirtschaft.at bzw. Tel.: 03682 22451 349)

  • Moderne Weidezauntechnik für Rinder. ÖAG-Info 3/2018. 12 Seiten, € 2
  • Bio-Weidehaltung und AMS – so funktioniert es! ÖAG-Info 6/2017. 24 Seiten, € 3
  • Weide-Triebwege richtig anlegen. ÖAG-Infoblatt 4/2016. 8 Seiten, € 1
  • Weideerkrankungen vorbeugen. ÖAG-Info 3/2015, 12 Seiten, € 2
  • Wanderer und Weidetiere – worauf muss der Landwirt achten? ÖAG-Infoblatt 1/2016, 4 Seiten, € 1
  • Abgestufte Nutzung im Biogrünland. ÖAG-Info 1/2016, 12 Seiten, € 2
  • Einstieg in die Weidehaltung – Tipps und Tricks für den Erfolg. ÖAG-Info 1/2012, 12 Seiten, € 2
  • Vollweide – Weidemanagement. ÖAG-Infos 5 und 6/2009, 12 Seiten, je € 2

Weitere Infos, Filme und Planungstools finden Sie auch online auf www.raumberg-gumpenstein.at/weideinfos

Autoren: Priv.-Doz. Dr. Andreas Steinwidder leitet das Institut für Biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Dipl. Ing. Walter Starz leitet hier die Bio-Grünlandabteilung.

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